Donnerstag, 16. Januar 2025
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Magazin für modernes Leben
Ein Schwarz-Weiß-Bild, das Berge und zerfurchte, aufgeworfene Hügel zeigt. Foto: Sentir y Viajar/iStock
Andalusiens Eldorado

Der Schatz in der Wüste

Der Desierto de Tabernas ist Europas einzige Wüste. Es lohnt sich, dort auf Goldsuche zu gehen.
Foto: Sentir y Viajar/iStock

Im Südosten Andalusiens, auf halber Strecke zwischen Alicante und Málaga, erstreckt sich ein über 250 Quadratkilometer großes Gebiet, das es nirgendwo sonst in Europa gibt: Der Desierto de Tabernas ist die einzige Wüste auf dem europäischen Kontinent. Die karge Landschaft, die stellenweise an die Badlands in den USA erinnert, hat ihren ganz eigenen Charme – vor allem, wenn die Abendsonne die sandigen Felsen in ein glühendes Orangerot färbt. Die bizarr anmutende Landschaft ist ein Eldorado für Solarforscher, Western-Fans und Liebhaber exquisiter Olivenöle. Am besten ist sie vom Küstenort Almeria zu erreichen. Von dort sind es nur rund 30 Autominuten bis zur Wüste.

Ein Bild, das Berge, aufgeworfene Hügel, Sanddünen zeigt.
Ein bisschen Badlands, ein bisschen Death Valley, ein bisschen „Once upon a Time …“: Die Tabernas-Wüste in Andalusien ist Schauplatz der berühmtesten Italo-Western und Heimat preisgekrönter Olivenöle.Foto: Nachteule/iStock

Das Gold der Wüste

Ein Abstecher in die Wüste lohnt sich vor allem für das exzellente Olivenöl, das dort hergestellt wird. An der Nationalstraße N-340a liegen gleich zwei Produzenten mit eigenem Verkaufsraum unweit voneinander entfernt. Castillo de Tabernas bietet aktuell zwei verschiedene Olivenöle an – darunter eins, das zu 100 Prozent aus der für Almeria typischen Olivensorte Picual besteht. Beim biozertifizierten Oro del Desierto („Gold der Wüste“) können im rustikal-schicken Ambiente die unterschiedlichen Olivenöle probiert werden. Das Öl der Lechin-Oliven ist mild und weich. Das der Hojiblanca-Oliven etwas intensiver und pikanter. Es gewann 2023 mehrere Awards. Neben Geschenksets mit verschiedenen Ölen im Miniaturformat wird auch selbstgemachte Tapenade verkauft.

Das Bild zeigt hellgrünes Olivenöl, das aus einem metallenen Rohr fließt.
Seit mindestens 8.000 Jahren stellen die Menschen Olivenöl her. „Flüssiges Gold“ wurde es höchstwahrscheinlich nicht erst von Jamie Oliver genannt, sondern bereits in der Antike aufgrund seines hohen Werts im Handel.Foto: Oro del Desierto

Die Preise für das hochwertige Olivenöl variieren je nach Ertrag von Jahr zu Jahr enorm. Die trockenen Sommer, vor allem aber auch die regenarmen Winter, stellen die spanischen Olivenbauern vor enorme Herausforderungen. Nicht umsonst wird Olivenöl seit der Antike auch „flüssiges Gold“ genannt. Wie beim Gold sind auch hier die Ressourcen begrenzt.

Olivenplantage der Finca Oro in Tabernas.
Olivenplantage der Finca Oro in Tabernas. Das Oro del Desierto ist für seinen intensiven Geschmack und seine hohe Qualität bekannt. Es wird nachhaltig produziert, und die gesamte Energie, die bei der Produktion verwendet wird, stammt aus Photovoltaikanlagen. Dieses Engagement für Nachhaltigkeit und Qualität hat Oro del Desierto zu einem der renommiertesten Olivenöle weltweit gemacht.Foto: Oro del Desierto
Das Bild zeigt hellgrünes Olivenöl, das aus einem metallenen Rohr fließt und auf einen netzartigen Untergrund läuft und dabei hochspritzt.
In der Ölmühle: Das extrahierte Öl wird von Wasser und festen Bestandteilen getrennt. Die hochwertigen aromatischen Olivenöle aus der Tabernas-Wüste können Spitzenpreise bis 100 Euro und mehr je Liter erreichen.Foto: Oro del Desierto
Flaschen mit Olivenöl.
Die biozertifizierten Olivenöle von Oro del Desierto wurden 2024 weltweit bereits mit 27 Awards ausgezeichnet und belegen seit Jahren mit 99 von 100 Punkten Spitzenplätze auf der „Flos-Olei“-Liste, einem der renommiertesten internationalen Rankings für Olivenöle.Foto: Oro del Desierto

Hollywood in der Wüste

Eine einzigartige Landschaft wie Tabernas zieht auch Filmteams magisch an. Hunderte Western wurden in der Wüste gedreht, darunter Sergio Leones Klassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“ von 1968 mit Charles Bronson, Henry Fonda und Claudia Cardinale. Auch für deutsche Produktionen war Tabernas bereits Schauplatz. Bully Herbig drehte dort im Jahr 2020 seine Westernkomödie „Der Schuh des Manitu“ (2001). Tabernas ist nach wie vor eine beliebte Filmkulisse, wenn auch mehr für TV-Spots. Viele Westernstädte wurden abgebaut – zwei von ihnen sind jetzt Themenparks („Mini-Hollywood Oasys“ und „Fort Bravo“) mit Spaghetti-Western-Flair.

Western-Kulisse, Haus, blauer Himmel.
Henry Fonda, Charles Bronson, Franco Nero, Lee Van Cleef – sie alle haben in Tabernas Italo-Western gedreht und könnten durch diese Tür gegangen sein.Foto: Rames Quinerie/Unsplash
Das Bild zeigt Landschaft, Berge, Wüste, industrielle Anlage.
Die Plataforma Solar de Almería (PSA) ist das weltweit größte Zentrum für Forschung, Entwicklung und Tests von solarthermischen Technologien. Sie nutzt die hohen Sonnenstunden der Region für Experimente und Entwicklungen im Bereich solarer Energiegewinnung und -speicherung und bietet umfangreiche Testeinrichtungen für internationale Forschungsprojekte.Foto: MdeVicente*

Experimente in der Sonne

Mehr als 3.000 Stunden im Jahr scheint in Tabernas die Sonne – Tendenz steigend. Was für Olivenbauern zunehmend zur Challenge wird, ist für Solarforscher ein Segen. Die Wüste von Tabernas ist der perfekte Ort, um Photovoltaikanlagen unter Extrembedingungen zu testen. Genau das macht die Plataforma Solar de Almería. Es ist das weltweit größte Testzentrum seiner Art und wird vom spanischen Forschungszentrum CIEMAT betrieben, das mit dem Institut für Solarforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt kooperiert.

Ein Bild, das Berge, aufgeworfene Hügel, Sanddünen zeigt.
Fluch und Segen: Mehr als 3.000 Stunden im Jahr scheint in Tabernas die Sonne – Tendenz steigend. Was für Olivenbauern zunehmend zur Herausforderung wird, ist für Solarforscher ein idealer Zustand.Foto: TURESPAÑA

Weitere Infos:

Offizielle Tourismusseite von Andalusien: andalucia.org

Olivenöl-Guide Flos Olei: flosolei.com

Plataforma Solar de Almería: psa.es

* Zusätzliche Hinweise zum Bild der Plataforma Solar de Almería
Herkunft: wikipedia.org
Copyright: © Creative Commons BY-SA 4.0

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