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Ein Taucher in schwerer Ausrüstung nah an der Wasseroberfläche im arktischen Meer, hinter ihm ein kleiner Eisberg, dessen Spitze aus dem Wasser ragt, im Hintergrund ankert ein Boot. Foto: Rolex/Franck Gazzola
ROLEX PERPETUAL PLANET INITIATIVE

„Zweieinhalb Monate kein einziger Hai”

Bei einem Vortrag für und über die Ozeane tauschten sich Ghislain Bardout und Emmanuelle Périé-Bardout, Gründer der Expeditionsreihe Under the Pole, mit dem Meeresbiologen Uli Kunz über den Zustand der Meere aus. Im Interview schildern die drei, was sie unter Wasser erleben.
Foto: Rolex/Franck Gazzola

Die gute Nachricht zuerst: „Wenn wir dem Ozean Zeit und Raum geben, kann er sich erholen.” Das ist das Fazit eines bewegenden Zusammentreffens mit Emmanuelle Périé-Bardout und Ghislain Bardout, Gründerin und Gründer der Forschungsorganisation Under the Pole, und mit Uli Kunz, Fotograf, Meeresbiologe, wissenschaftlicher Taucher und Terra-X-Moderator. Im Rahmen der von Rolex gegründeten Perpetual Planet Initiative teilten die drei sich die Bühne der Hamburger Elbphilharmonie, um mit eindrucksvollen Bildern ihrer Expeditionen die Dringlichkeit zu zeigen, die Ozeane besser zu schützen. Und zwar jetzt.

Uli Kunz und die beiden französischen Forschenden berichteten im Interview ausführlich über ihre Tauchgänge vor allem in der Arktis und ihre Bemühungen um das Verständnis und den Schutz unserer Tiefsee-Ökosysteme.

Ein segelboot mit eingeholten Segeln ankert in einer Bucht im arktischen Ozean bei Spitzbergen, im Hintergrund vereiste Berge und Gletscher, die ins Wasser kalben.
Das Team von Under The Pole begibt sich in die eisigen Gewässer des arktischen Ozeans bei Spitzbergen.Foto: Rolex/Franck Gazzola
Eine Frau in einem petrolgrünen Kleid und ein Mann mit schwarzer Jeans und Jackett stehen auf einer blau beleuchteten Bühne. Im Vordergrund sitzen Zuschauer, im Hintergrund ist die ganze Bühne in wasserblaue Farben, gerade ist ein Bild einer fast durchsichtigen Ruderschnecke zu sehen.
Emmanuelle Périé-Bardout und Ghislain Bardout, Gründerin und Gründer von Under the Pole, berichten auf der Bühne der Hamburger Elbphilharmonie von ihren Expeditionen in die Arktis und die Karibik.Foto: Rolex

„Wir müssen den Ozean als eine Einheit verstehen, nicht als Oberfläche, und ihn in 3D schützen.“

Emmanuelle Périé-Bardout, Under the Pole

Interview mit Emmanuelle Périé-Bardout und Ghislain Bardout

Sie haben die Expeditionsreihe Under The Pole gegründet, die die Erforschung der Ozeane in neue Dimensionen führt. Was hat Sie dazu inspiriert?

Ghislain Bardout: Am Anfang stand die Neugier, denn es gab keine Antworten auf die Frage, wie es unter dem Eis aussieht. Wie sieht es in der Tiefe aus? Gibt es Strömungen? Gibt es Leben? In den 1960er- und 70er-Jahren gab es dort schon ein paar Tauchgänge von wenigen Amerikanern, Kanadiern und Russen. Wir waren neugierig. Im Jahr 2007 fand das Internationale Polarjahr statt, in dem viel Energie und wissenschaftliche Programme zur Erforschung der Polarregionen investiert wurden.

Damals hatten wir die Möglichkeit, zum Nordpol zu fahren und im Rahmen einer wissenschaftlichen Kampagne unter das Eis zu tauchen. Und als wir zurückkamen, wurde uns klar, dass das, was wir gesehen hatten, nur ein kleiner Teil dieses Universums war. Wir sprechen über eine Region, die Arktis, die mehr oder weniger ein Fünftel der Welt ausmacht. Sie ist riesig, sie ist weitläufig, sie ist vielfältig. Danach beschlossen wir, in die Arktis zurückzukehren, allerdings mit einem größeren Expeditionsprogramm, um diese Unterwasserwelt wirklich zu erforschen, bevor sie verschwindet.

Aufnahme einer leuchtenden Qualle mit angelegten Tentakeln in der schwarzen Dunkelheit der Dämmerungszone.
Eine biolumineszierende Qualle, die in 200 bis 1000 Meter Tiefe in der Twilight-Zone, der Dämmerungszone des arktischen Ozeans lebt.Foto: Rolex/Franck Gazzola

Emmanuelle Périé-Bardout: Unsere Expedition von 2010 ist heute nicht mehr möglich. Es ist die einzige Tauchexpedition, die wirklich am geografischen Nordpol durchgeführt wurde, so wie wir es getan haben. Und es wurde nie wieder gemacht. Das Meereis ist zu dünn, als dass ein Flugzeug darauf stehen könnte. Es zeigt, wie rasant sich unsere Umwelt verändert.

Spiegelt der Ozean wider, was ökologisch auf der Erdoberfläche geschieht?

Emmanuelle Périé-Bardout: Wir arbeiten viel an einem sogenannten Meerestierwald mit Gorgonien-Korallen, schwarzen Korallen, Schwämmen. Und man kann diesen Meereswald tatsächlich mit einem Landwald vergleichen. Das größte Problem des Ozeans ist, dass die meisten Menschen ihn nicht sehen. Aber wenn Sie in Gedanken einen Bulldozer durch einen Trawler ersetzen, können Sie leicht verstehen, was auf dem Meeresgrund passiert. Die Grundschleppnetzfischerei, die Plastikverschmutzung, die industrielle Fischerei. Wir müssen den Ozean als eine Einheit betrachten, nicht als Oberfläche, und ihn in 3D schützen.

In der Dunkelheit der Dämmerungszone legt ein Taucher über einen Abschnitt des Meerestierwalds ein Rechteck aus vier weißen Rohren.
Ein Taucher der Organisation Under The Pole legt ein sogenanntes Transekt zur Markierung von Beobachtungspunkten über einen Abschnitt des Meerestierwaldes.Foto: Rolex/Franck Gazzola

Welche Veränderungen beobachten Sie?

Emmanuelle Périé-Bardout: Die Korallenbleiche ist dramatisch. Bis 2050 könnten 90 Prozent der Korallen verschwunden sein. Doch es gibt Hoffnung: In der mesophotischen Zone, das ist der Bereich zwischen 30 bis 200 Meter Wassertiefe, sind die Korallen noch gesund. Wenn wir dem Ozean Zeit und Raum geben, kann er sich erholen.

Ghislain Bardout: 2023 haben wir zweieinhalb Monate lang in der Karibik gearbeitet, und es gab nur sehr wenige Fische.. Wir haben keinen Hai gesehen. Nicht einen, nicht ein einziges Mal. Wenn Sie mit den Einheimischen, den Fischern und den Wissenschaftlern sprechen, gab es dort vor Jahrzehnten eine Menge Fische und viele Haie. Aber die Anzahl der Tiere ist durch Überfischung stark reduziert worden. Das ist nur ein Beispiel. An unseren Küsten ist es das Gleiche.

Eine Frau und ein Mann mit Outdoorjacken und Mützen auf einem Boot im arktischen Meer, im Hintergrund eisbedeckte Berge und Gletscher bis zum Ufer.
Emmanuelle Périé-Bardout und Ghislain Bardout sind die Gründer der Organisation Under The Pole. Ihre Arbeit soll helfen, unsere Ozeane besser zu verstehen und zu schützen.Foto: Rolex/Franck Gazzola

Gibt es noch Hoffnung?

Emmanuelle Périé-Bardout: Absolut, denn in der mesophotischen Zone, also der Tiefe zwischen 30 und 200 Metern, ist das Korallenökosystem noch gesund. Die Botschaft ist, dass wir auf die Wissenschaft hören müssen. Es geht sehr schnell, aber wir sehen, dass die Natur zurückkommen kann, wenn wir ihr etwas Zeit und Raum zum Atmen geben. Alles wird nicht wiederkommen, aber wir können einen großen Teil davon retten. Doch wir müssen jetzt schnell handeln.


Was können wir tun?

Ghislain Bardout: Wir alle wissen, dass das Leben zurückkommt, wenn man den Druck ablässt. Ein gutes Beispiel sind Meeresschutzgebiete, die wir gemeinsam nutzen können. Die Politik hat einige Meeresschutzgebiete auf der ganzen Welt an unseren Küsten festgelegt, hier in Deutschland, in Frankreich, in Griechenland, überall. Es gibt jedoch unterschiedliche Schutzniveaus. Wenn der Schutz niedrig ist, können wir dort kontrolliert fischen. Aber wenn der Schutz hoch ist und man nichts in den Gebieten machen kann, dann wird so eine Marine Protected Area zu einem Hotspot der biologischen Vielfalt. Dieser ist sehr reichhaltig und kommt dem gesamten Meer zugute. Das ist also definitiv eine Lösung.

Was können wir von der Unterwasserwelt lernen?

Ghislain Bardout: Die Natur funktioniert ohne den Menschen. In abgelegenen Regionen, wo Tiere nie Menschen gesehen haben, verhalten sie sich anders. Diese ungestörte Begegnung ist kraftvoll und inspirierend.

Welche Herausforderungen gibt es in der Tiefseeforschung?

Emmanuelle Périé-Bardout: Es ist technisch extrem anspruchsvoll. 120 Meter Tieftauchen bedeutet, dass wir dreieinhalb Stunden zurück zur Oberfläche brauchen. Ich wiege 50 Kilo und trage 100 Kilo Ausrüstung. Zudem kann jede Fehlfunktion einen Tauchgang nutzlos machen.

Szene auf dem Segelboot der Organisation Under the Pole: mehrere Teammitglieder in roten Outdoorhosen und gelben Anoraks helfen drei Tauchern in gelben Neoprenanzügen, die schwere Tauchausrüstung anzulegen.
Schwerstarbeit mit Schwerstequipment: Das Team von Under The Pole bereitet sich auf einen Tauchgang im eiskalten Archipel von Spitzbergen vor.Foto: Rolex/Franck Gazzola

Ghislain Bardout: Es gibt auch logistische Herausforderungen. In der Polarregion gibt es keine Dekompressionskammern. Wir müssen extrem vorsichtig und gut organisiert sein.

Welche Rolle spielen Unternehmen wie Rolex für Ihre Arbeit?

Ghislain Bardout: Rolex unterstützt uns seit 2008. Forschung braucht Zeit, und Rolex gibt uns diese langfristige Unterstützung. Zudem verbindet uns die Perpetual Planet Initiative mit anderen Wissenschaftlern. Dank Rolex können wir unsere Botschaft verbreiten und Bewusstsein schaffen.

Welche Vorsätze können wir für einen besseren Umgang mit der Natur fassen?

Emmanuelle Périé-Bardout: Jeder hat Verantwortung. Wir alle können in unserer Arbeit etwas bewirken, indem wir bewusst über Themen sprechen und Lösungen aufzeigen. Wir können bewusst entscheiden, welche Ideen wir unterstützen und unser Verhalten anpassen. Weniger Fisch und Fleisch essen zum Beispiel hat eine enorme Wirkung. Und wir können das spannend machen. Ich habe einen sehr guten veganen Koch auf unser Boot gebracht. Die Seeleute waren erst skeptisch, doch nach zweieinhalb Monaten merkten sie, dass sie gut ohne Fleisch auskommen.

Ein Mann in dunkler Jeans, Weste und Hemd steht auf einer blau beleuchteten Bühne. Im Vordergrund sitzen Zuschauer, im Hintergrund ist die ganze Bühne in wasserblaue Farben getaucht, gerade ist ein Bild eines kleinen Bootes zu sehen, das an einer winzigen Insel festmacht.
Der Meeresbiologe, Forschungstaucher und Terra-X-Moderator Uli Kunz berichtet beim Vortrag im Rahmen der Perpetual Planet Initiative über seine Exkursionen in die Tiefen der Weltmeere.Foto: Rolex

„Die Natur kann sich in einem irrsinnigen Tempo erholen, das stimmt mich hoffnungsvoll. Und deshalb machen wir weiter Druck.“

Uli Kunz, Meeresbiologe und Terra-X-Moderator

Interview mit Uli Kunz

Uli Kunz, was bedeutet Geduld in Ihrer Arbeit?

Uli Kunz: Das ist die wichtigste Superkraft – geduldig zu sein. Denn wenn man nur Tiere sehen will, geht man in Gegenden, die sehr abgelegen sind. Man taucht an sehr tiefen Orten und will etwas erforschen, das nur einmal im Jahr vorkommt, wie zum Beispiel laichende Fische. Man muss also sehr, sehr geduldig sein, um das zu sehen, zu fotografieren und zu dokumentieren. Das ist eine der Hauptaufgaben, die man als Biologe, als Wissenschaftler hat. Man muss Jahre und manchmal jahrzehntelang arbeiten, um etwas Bestimmtes herauszufinden, das man erforschen möchte.

Wie haben sich die Ozeane verändert – auch in Deutschland?

Uli Kunz: Wir können die Veränderungen überall sehen. Wir können hier in Deutschland anfangen, in der Ostsee oder in der Nordsee. Einige Tiere, einige Arten sind fast vollständig verschwunden. Ich habe vor etwa 25 Jahren angefangen, in der Ostsee zu tauchen, und jedes Mal konnten wir Aale sehen. Aber in den letzten zehn bis 15 Jahren sind sie fast ausgestorben. Weil wir sie essen. Jetzt zeigt sich, dass dies auch auf andere Arten zutrifft, wie den Hering und den Dorsch in der Ostsee. Auch sie wurden in den letzten 20 Jahren völlig überfischt. Wissenschaftler haben immer gesagt, wir sollten die Fangquoten senken. Jetzt haben wir das Problem, dass der Fisch in der Ostsee verschwunden ist und die Fischer nicht mehr fischen können.

Mit einer Tauchlampe beleuchtete weiße Seeanemonen mit ihren ausgebreiteten Tentakeln auf einem fuchsiafarbenen Untergrund in größerer Tiefe.
Seeanemonen im arktischen Wasser vor Spitzbergen.Foto: Rolex/Franck Gazzola

Wie hat die Arbeit unter Wasser Ihre Sicht auf das Leben auf der Erde verändert?

Uli Kunz: Als wissenschaftlicher Taucher, der viele Tauchgänge in der ganzen Welt absolviert hat, habe ich gelernt, dass wir die Natur oder den Schutz der Meere nicht als Schwarz-Weiß-Geschichte betrachten können. Als ich als Kind aufgewachsen bin, gab es die Guten und die Bösen. Und als ich studierte, gab es die Guten und die Bösen. Schwarz und weiß.

Aber je länger ich die Natur und den Meeresschutz erlebe, desto mehr denke ich: Wir müssen Lösungen an verschiedene Länder anpassen. Wir müssen uns der Gesellschaft anpassen, das ist das Wichtigste. Es gibt nicht die eine Lösung. Die Überfischung ist eines der größten Probleme, mit denen wir heute auf unserem Planeten konfrontiert sind, weil sie die Ressourcen, die wir in den Ozeanen haben, einfach schwinden lässt. Aber die lokalen Gemeinschaften müssen natürlich immer noch fischen, denn das ist oft ihre einzige Möglichkeit, Nahrung zu bekommen.

Wir können in den Supermarkt gehen, brauchen keinen Fisch und kein Fleisch zu essen. Wir haben diese Alternativen. Aber die Menschen in diesen Ländern haben das nicht. Natürlich müssen sie die Fischerei auf nachhaltige Weise fortsetzen, was heutzutage in verschiedenen Ländern gar nicht mehr möglich ist, weil wir dem System bereits zu viel Fisch entnommen haben, zum Beispiel auf hoher See.

Was ist Ihre Botschaft an die nächste Generation?

Uli Kunz: Bildung ist entscheidend. Ich versuche, meine Präsenz in Schulen und Medien zu nutzen, um ökologische Themen sichtbarer zu machen. Ich halte Vorträge, organisiere Sommercamps, bei denen Kinder schnorcheln, Krebse oder Seesterne entdecken. Es liegt an uns, die Kinder ans Meer zu bringen. So entsteht eine echte Verbindung zur Natur. Und man lernt: Geduld, Bescheidenheit, Respekt. Mit Bescheidenheit und Respekt setzt man sich auf nachhaltige Weise mit der Natur auseinander.

Was hat Sie beim Tauchen besonders überrascht?

Uli Kunz: Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich unterschiedliche Orte besuche. Wie in den Polarregionen. Einer meiner Lieblingstauchplätze ist Norwegen. Diese dunklen Fjorde, man sieht die graugrüne Oberfläche, aber nur wenige Menschen wissen, was sich darunter verbirgt. Man muss nur fünf oder zehn Meter tief tauchen, und schon sieht man einen Wald von Tieren wie Gorgonien, und in 20 oder 30 Meter Tiefe sind sie so farbenfroh. Und dann siehst du dich um, und da ist diese große rote Qualle, die an dir vorbeizieht.

Mit einer Tauchlampe beleuchtet ein Taucher einen Meerestierwald in größerer Tiefe, die nahezu kein Tageslicht mehr erreicht.
Das Team von Under The Pole dokumentiert den Wald aus Meerestieren, den die Forschenden in den Gewässern des Spitzbergen-Archipels entdeckt haben.Foto: Rolex/Franck Gazzola

Uli Kunz: Das ist es, was mich am meisten erstaunt. Man kann nicht sehen, was unter der Meeresoberfläche ist. Man muss abtauchen, Kameras herunterlassen, ein U-Boot benutzen, um den Leuten zu sagen, wie wichtig dieses Ökosystem für uns Menschen ist. Und ja, manchmal kann das auch in der Ostsee passieren. Wenn ich in zehn Meter Tiefe tauche, weiß niemand, was sich auf dem Meeresboden befindet. Und dann sehe ich eine winzige kleine Schnecke, die so bunt ist, dass die meisten Leute denken, ich hätte das Bild in einem Korallenriff aufgenommen. Und das ist es! Es kann jederzeit passieren, dass ich über das, was ich sehe, so erstaunt bin. In jedem Ozean.

Wie schwierig ist es, die Unterwasserwelt zu dokumentieren?

Uli Kunz: Es kann extrem frustrierend sein. Technik kann versagen, Speicherkarten, Kabel, Objektive. Unter Wasser kann man niemandem zurufen: „Geh mal einen Meter nach links“. Wenn etwas schiefläuft, muss man auftauchen, alles neu zusammensetzen und wieder abtauchen. Aber wenn man nach hundert Tauchgängen das eine perfekte Foto hat – das ist es wert.

Drohnenaufnahme aus niedriger Höhe von fünf Walrössern, die aneinandergekuschelt auf dem teils angetauten Eis bei Spitzbergen in Norwegen liegen.
Kuscheltiere: Noch trägt das Eis die Walrösser bei Spitzbergen.Foto: Rolex/Franck Gazzola

Was sollten wir alle über die Arktis wissen?

Uli Kunz: Man sollte etwas über das Meereis wissen. Das Meereis ist die Grundlage für die gesamte Nahrungskette in der Arktis. Darunter wachsen Algen. Sie brauchen das Meereis, um zu wachsen. Und diese ganze Kette speist im Grunde die Nahrungskette in der Arktis. Ohne Meereis wird es keine Robben geben. Es wird keine Fische geben. Es wird keine Eisbären geben. Deshalb ist das Meereis in der Polarregion so wichtig. Und natürlich für die Menschen, die dort leben.

Vor 20 Jahren wussten wir noch nicht, was unter dem Meereis in diesen entlegenen Gebieten vor sich geht. Und so ist es auch heute noch in tieferen Regionen. Wir versuchen gerade erst, die Nahrungskette in der Tiefsee und die mesophotische Zone in der Arktis zu verstehen. Vor etwa 200 Jahren dachten die Menschen, dass die tieferen Bereiche des Ozeans einfach leer und tot sind. Und dann haben wir festgestellt, dass wir bis in die tiefsten Stellen des Ozeans Leben finden.

Die Vereinten Nationen haben unlängst einen Bericht über den Zustand unserer Umwelt veröffentlicht, demnach wird es in der nächsten Zeit keine positiven Veränderungen geben. Was treibt euch Forschende an, wenn die Zeichen eher düster sind?

Uli Kunz: Es gibt keine Alternative. Und die Geschwindigkeit, mit der sich die Natur manchmal zurückmeldet, ist einfach unglaublich. Wir haben die Natur in den letzten 60, 70, 100 Jahren zerstört. Aber wenn man diese Meeresschutzgebiete sieht, der letzten zehn, 15, 20 Jahre: die Natur kann sich in einem irrsinnigen Tempo erholen, und das stimmt mich sehr, sehr hoffnungsvoll. Und deshalb machen wir weiter Druck. Wenn wir über die Wiederaufforstung von Seegras in der Ostsee sprechen, kann man innerhalb von ein paar Monaten einen Unterwasserwald schaffen, eine Wiese, die nur so vor Leben strotzt. Manchmal geht alles viel schneller als an Land, und das ist auch gut so. Es gibt noch so viel zu entdecken. Wir wissen so wenig über die Polarregionen, über die mesophotische Zone. Also: weitermachen.

Panoramafoto des kleinen Saals der Hamburger Elbphilharmonie mit Blick auf die Bühne, ganz ohne Publikum. Die Wände sind mit einer Videoprojektion in die Farben und Formen der Unterwasserwelt getaucht.
Für den Vortrag der drei Meeresforschenden Uli Kunz und Emmanuelle Périé-Bardout und Ghislain Bardout im Rahmen der Rolex Perpetual Planet Initiative verwandelte sich der kleine Saal der Elphi in eine blauschimmernde Unterwasserwelt.Foto: Rolex/Franck Gazzola

Über Perpetual Planet

Für Rolex-Gründer Hans Wilsdorf (1881–1960), war die Welt ein lebendiges Labor. Er nutzte sie, um die Robustheit und Präzision seiner Uhren unter echten Einsatzbedingungen zu prüfen. Bereits in den 1930er-Jahren stellte er die Oyster-Perpetual-Modelle jenen Pionieren zur Verfügung, die bei ihren waghalsigen Expeditionen unter extremen Umständen in die entlegensten Winkel der Erde vordrangen. Heute hat sich der Fokus dieser Reisen verschoben: Es geht weniger um das Erforschen unbekannter Gebiete – vielmehr steht der Schutz unseres Planeten im Vordergrund. Ganz in Wilsdorfs Sinn unterstützt Rolex daher heute gezielt Wissenschaftlerinnen und Forscher, die sich dem Erhalt der Erde verschrieben haben, darunter auch die Initiative Under The Pole, die sich mit innovativer Ozeanforschung für den Erhalt der Meere einsetzt.


Um dieses Engagement weiter zu stärken, rief Rolex im Jahr 2019 die Initiative Perpetual Planet ins Leben. Im Mittelpunkt stehen dabei eine erweiterte Kooperation mit der National Geographic Society zur Erforschung der Folgen des Klimawandels sowie die Förderung von Umweltinitiativen wie Mission Blue von Sylvia Earle, den Coral Gardeners von Titouan Bernicot und vielen weiteren Organisationen, die sich dem Schutz von Natur und Umwelt an Land und im Wasser widmen. Ein zentrales Element ist zudem die Vergabe der renommierten Rolex Preise für Unternehmungsgeist. Diese Auszeichnung würdigt engagierte Menschen, deren Projekte neue Erkenntnisse über unseren Planeten ermöglichen und aktiv zu dessen Bewahrung beitragen.

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