Bleiben Sie doch, wo der Kohl wächst
„Ik bün dorbi“, wie der Dithmarscher zu sagen pflegt, „ich bin dabei.“ Also auf in den schleswig-holsteinischen Landkreis, der nur eine Autostunde von Hamburg entfernt liegt und auch per Zug ganz gut zu erreichen ist. Dem „Plattdüütsch“ werden Sie dort noch oft begegnen. Für viele Dithmarscher ist es die Alltagssprache – und sie wird auch sehr gefördert, sei es in den Schulen, aber auch durch zahlreiche Veranstaltungen, wie Stammtische oder Stadtführungen „op Platt“.
Achtern Diek wartet die Nordsee
Das gut 1.400 Quadratkilometer große Dithmarschen lässt sich wunderbar erradeln, immerhin ist es dort schön „platt“. Eine tolle Strecke führt von Meldorf gut zehn Kilometer zum Speicherkoog, einem 5.000 Hektar großen Naturschutzgebiet. Es geht vorbei an Sanddornbüschen, Biotopen und Schafsweiden. Am Ziel angekommen, befindet sich vor dem Deich ein Staubecken, das sehr beliebt bei Surfern ist. Die Badestelle Elpersbüttel liegt linker Hand. Dort, achtern Diek („hinterm Deich“), wartet die Nordsee oder je nach Gezeiten endlose Watt-Weite. Im Sommer können Strandkörbe gemietet werden und es gibt einen Imbiss mit öffentlichem WC. Viele Touristen treffen Sie hier eher nicht – es ist ein ruhiger, unaufgeregter Ort und ideal für alle, die einfach das Meer, die salzige Luft oder den Sonnenuntergang genießen möchten.
Spezialitäten rund um den Dom
Der mittelalterliche Meldorfer Dom (eigentlich St. Johannes-Kirche, aber so nennt sie keiner) ist bereits von Weitem zu sehen und für viele das Wahrzeichen Dithmarschens. Der Platz um ihn herum ist ein guter Ausgangspunkt, um Meldorf zu erkunden. Viele hübsche Cafés und Geschäfte tummeln sich dort und in der Fußgängerzone. Besonders lohnt der Blick in die gut sortierte „Bücherstube“ – sie wird mit viel Herzblut betrieben. Die Frauen der „Bücherstube“ lassen sich auch immer gern auf einen kleinen „Klönschnack“ ein.
Ein paar Schritte weiter liegt das Eiscafé Böthern, das leckere und auch originelle Sorten, wie „Joghurt-Sanddorn“ oder „Guave-Frischkäse“, im Angebot hat. Wer Platz für mehr als eine Eiskugel und in seiner Ferienwohnung einen Gefrierschrank hat, sollte sich den „Baumstamm“ gönnen. Das ist eine Spezialität, die auf Dithmarscher Geburtstagen und Kaffeetafeln nicht fehlen darf.
Wer hervorragend essen gehen möchte, geht ins Restaurant „V“. 2024 feiert es sein 20-jähriges Bestehen. Neben Pasta aus dem Parmesanlaib und Flammkuchen – von traditionell bis zur „Deich“-Variante – werden hier vor allem auch regionale Gerichte und Zutaten serviert.
Freitags lohnt sich, von acht bis 12:30 Uhr, ein Bummel über den Wochenmarkt. Da gibt es neben regionalem Gemüse und Honig auch fangfrische Fische und Krabben.
Naturdaunen, Käse und ganz viel Kohl
Drei Tipps zum Schluss, um den Besuch in Dithmarschen (mit den richtigen Mitbringseln) abzurunden: Käseliebhaber sollten in der „Feinkäserei Sarzbüttel“ vorbeischauen. Die 1888 gegründete Meierei verarbeitet täglich bis zu 60.000 Liter frische Rohmilch von rund 20 Landwirten aus der Region und ist die einzige noch existierende Käserei in Dithmarschen. Der „Schlemmerkäse“ ist legendär, aber intensiv im Geschmack. Wer es milder mag, greift zu anderen Sorten.
In Gudendorf hat sich der „Gänsemarkt“ als Hotspot für Dithmarscher und Touristen etabliert. Der in vierter Generation geführte Hof hält seine Gänse in bäuerlicher Freilandhaltung, ohne Lebendrupf oder Zwangsfütterung. Gäste können zum Kaffee oder Gänsebraten „einkieken“. Es gibt auch einen schönen Hofladen. Sehr begehrt sind die Kissen und Bettdecken, die ausschließlich mit Daunen und Federn frei umherlaufender Dithmarscher Gänse befüllt sind.
Was bei einem Dithmarschen-Besuch nicht fehlen darf, ist Kohl – in welcher Form auch immer. In Europas größtem zusammenhängendem Kohlanbaugebiet wachsen auf über 3.000 Hektar jährlich rund 90 Millionen Kohlköpfe heran. Das wird vor allem im September in Dithmarschen in vielen Orten und Restaurants entsprechend gefeiert – mit dem „Kohlvergnügen“ in Meldorf oder den „Kohltagen“ in Heide – auf Deutschlands größtem unbebautem Marktplatz. Ganzjährig ist das „Kohlosseum“ in Wesselburen geöffnet. Neben Führungen durchs Museum – und vielen Kohl-Anekdoten – gibt es auch einen großen Laden mit „kohl’schen“ Köstlichkeiten.
* Zusätzliche Hinweise zum Bild der dreischiffigen Basilika St. Johannes in Meldorf
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