Donnerstag, 16. Januar 2025
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Im malerischen Gailtal liegt das Viersterne-Superior-Hotel „der Daberer“. Besonderes Highlight ist der idyllische Waldteich, in den die Gäste nach dem Saunieren springen können. Foto: Biohotel Der Daberer
Slow Food Travel Destination Kärnten Teil I

Das Gute liegt so nah

Im Süden Österreichs sind die Seen warm, die Berglandschaft ist mild, die Küche ein Eldorado für Slow-Food-Genießer. Der ideale Zeitpunkt, dorthin zu fahren? Immer.
Foto: Biohotel Der Daberer

In Kärnten sind das Lesach,- Gail- und Gitschtal sowie der Weissensee zur weltweit ersten Slow Food Travel Destination entwickelt geworden. Wir stellen die Region und ihre schönsten Betriebe in einer kleinen Serie vor.

In der beschaulichen Grenzregion im Süden Österreichs leben enthusiastische „Lebensmittelhandwerker“ seit jeher die Slow Food-Philosophie und lassen sich von ihren Gästen gern in ihre Küchen, Keller, Bienenstöcke, Brotbacköfen und Butterfässer schauen. Ihre Mission? Den bewussten Umgang mit guten, ehrlichen Lebensmitteln zu fördern und altes Wissen zu bewahren. Von den Superkräften alter Kulturpflanzen und Bergkräuter bis hin zum Kampf gegen industrielle Massentierhaltung. Mit modernen Ideen, zukunftsweisenden Visionen und unkonventionellem Denken wollen Kärntens Slow-Food-Protagonisten zeigen, dass Verantwortung und purer Genuss Hand in Hand gehen.

Das Viersterne-Superior-Hotel „der Daberer“ im Gailtal fügt sich harmonisch in die umliegende Natur ein und ist ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen.
Das Viersterne-Superior-Hotel „der Daberer“ im Gailtal fügt sich harmonisch in die umliegende Natur ein und ist ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen.Foto: Der Daberer

Der Daberer: Kulinarische Genüsse im Biohotel

Im malerischen Gailtal liegt das Viersterne-Superior-Hotel „der Daberer“. Das familiengeführte Haus bietet einen großzügigen Wellnessbereich, der sich harmonisch in die umliegende Natur einfügt. Besondere Highlights sind die Blockhaus-Sauna im Wald und der idyllische Waldteich (siehe Foto ganz oben). Drinnen laden zahlreiche gemütliche Ecken zum Verweilen ein, unabhängig vom Wetter.

Die Küche des Daberer ist kreativ und oft pflanzenbasiert. Die Gastgeber legen großen Wert auf regionale Bioprodukte und arbeiten eng mit lokalen Produzenten zusammen. Der neue Permakulturgarten sorgt dafür, dass die Küche noch direkter mit ihren Zutaten verbunden ist. Wöchentliche Kochworkshops wie „Fermentieren macht froh“ oder „Essbarer Wald“ bieten Einblicke in die Geheimnisse der Daberer-Küche.

Marianne und Christian Daberer sind Pioniere des Slow Food Gedankens. Marianne, Gastgeberin, Netzwerkerin und Influencerin, bringt mit ihrer Begeisterung und ihrem Engagement die Region immer wieder auf die Reisekarte. Christian kuratiert als Sommelier eine der besten Natur- und Bioweinkarten Österreichs.
Marianne und Christian Daberer sind Pioniere des Slow Food Gedankens. Marianne, Gastgeberin, Netzwerkerin und Influencerin, bringt mit ihrer Begeisterung und ihrem Engagement die Region immer wieder auf die Reisekarte. Christian kuratiert als Sommelier eine der besten Natur- und Bioweinkarten Österreichs.Foto: Der Daberer

Ruhe und Digital Detox

Der Daberer ist ideal für Alleinreisende, die Ruhe und Entspannung suchen, ob beim stillen Genuss der Mahlzeiten oder bei Yoga und in der Bibliothek. WLAN wurde bewusst aus den Zimmern verbannt, um den Gästen eine Auszeit vom Alltags- und Social-Media-Stress zu ermöglichen. Eine gut sortierte Bibliothek und zahlreiche Bücherorte im Hotel laden zum Lesen ein. Für Urlaubserinnerungen bietet das Paket „Ein Urlaub wie damals“ eine analoge Kamera und Kartenspiele, während das Smartphone sicher verstaut wird.

Der Daberer-Stil ist geprägt von kräftigen Farbtupfern. Designermöbel von Moroso oder Carl Hansen treffen auf regionale Tischlerarbeiten, echte Kunstwerke und charmante Kombinationen aus Alt und Neu.
Der Daberer-Stil ist geprägt von kräftigen Farbtupfern. Designermöbel von Moroso oder Carl Hansen treffen auf regionale Tischlerarbeiten, echte Kunstwerke und charmante Kombinationen aus Alt und Neu.Foto: Der Daberer

Yoga und basische Ernährung

Die Kombination aus Yoga und Basenfasten im Daberer soll helfen, Körper und Geist wieder in Einklang zu bringen. Die Retreats und Basenkuren, begleitet von feinen biozertifizierten Gerichten, bieten eine wohltuende Auszeit. Myofasziale Behandlungen sollen zusätzlich das Wohlbefinden unterstützen.

Obergail zählt zu den schönsten Aussichtspunkten im Lesachtal. Die Hepi Lodge in 1000 Meter Höhe ist ein Bauernhof, dessen Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen.
Obergail zählt zu den schönsten Aussichtspunkten im Lesachtal. Die Hepi Lodge in 1000 Meter Höhe ist ein Bauernhof, dessen Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen. Foto: Stefan Köchel

Hanfkulinarik in der Hepi Lodge

Obergail inmitten der Karnischen Alpen, der Gailtaler Alpen und der Lienzer Dolomiten zählt zu den schönsten Aussichtspunkten im Lesachtal. Die Hepi Lodge in 1000 Meter Höhe ist ein Bauernhof, dessen Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen. Helene und Pepi Klingesberger haben sich vorgenommen, das Haus mit ihrer Energie neu zu beleben.

Helene und Pepi Klingesberger haben sich vorgenommen, ihre Hepi Lodge mit neuem Elan und kreativen Ideen zu beleben. Sanfter Tourismus, regionale Produkte und biologischer Anbau sollen die Gäste in „die einfache Art im Lesachtal” eintauchen lassen.
Helene und Pepi Klingesberger haben sich vorgenommen, ihre Hepi Lodge mit neuem Elan und kreativen Ideen zu beleben. Sanfter Tourismus, regionale Produkte und biologischer Anbau sollen die Gäste in „die einfache Art im Lesachtal” eintauchen lassen.Foto: Stefan Köchel

Slowfood als Standard

Schon früher war der Betrieb eine beliebte Gastwirtschaft, der Marferhof, geriet jedoch mit den Jahren in Vergessenheit. Helene und Pepi Klingesberger, sie Sozial- und Integrationspädagogin, er Kultur- und Sozialanthropologe, bauten das alte Bergbauernhaus in liebevoller Handarbeit zum Apartmenthaus Hepi Lodge (Helene plus Pepi ist gleich „Hepi“) um. Heute teilen die beiden ihre Leidenschaft für die Natur und ihre offene Weltanschauung mit gleichgesinnten Gästen, sind Bergwanderführer, Ski- & Snowboardlehrerin, Waldpädagogin, „Sicher-Klettern“-Guides, Canyoning- & Rafting-Guide und sprechen insgesamt sechs Sprachen.

Die Gastgeber kultivieren unter anderem Hanf, führen ihre Gäste in die vielen Vorteile dieser witterungsbeständigen Pflanze ein und geben Kostproben des nussig-würzigen Sortiments an Hanfprodukten. Daneben gibt es hausgemachtes Brot und Marmelade, Gemüse aus dem eigenen Garten, frisch gepflückte Kräutertees sowie regionale Produkte wie Schinken, Käse, Joghurt, Milch und Mozzarella.

Der über 270 Jahre alte Bio-Bergbauernhof Ederhias in Obergail ist Urlaubsdomizil und Weiterbildungsort in einem.
Der über 270 Jahre alte Bio-Bergbauernhof Ederhias in Obergail ist Urlaubsdomizil und Weiterbildungsort in einem.Foto: Ederhias

Der Geschmack von Bio-Heumilch

Nach der Barfußwanderung hausgemachte Spezialitäten aus Bio-Heuwiesenmilch genießen und dabei ihren zehn Kühen zuwinken, die nebenan gemütlich grasen. Elisabeth Guist bringt ihren Gästen gern die Kunst der Herstellung ihrer nährstoffreichen Spezialitäten näher, von der ersten Heumahd im Juni bis zur Beweidung im Herbst. Als Biobäuerin aus Überzeugung und Naturkosmetik-Expertin bewirtet sie den über 270 Jahre alten Bio-Bergbauernhof Ederhias in Obergail. Dieser ist Urlaubsdomizil und Weiterbildungsort in einem. Denn die Gastgeberin kennt das Geheimrezept bester Produkte: artgerechte Haltung, vielfältiges Bergwiesenfutter und viel frische Luft. Es ist kein Zufall, dass die traditionelle Heumilchwirtschaft im Alpenbogen als erstes System im deutschsprachigen Raum als landwirtschaftliches Kulturerbe von globaler Bedeutung anerkannt wurde. Beim Pflücken des eigenen „Bergwiesen-Futterstraußes“ aus all den bunten Blüten, die Elisabeths Milchkühe zu Fressen bekommen, fühlt man sich diesem Erbe wieder ganz nah.

Elisabeth Guist bringt ihren Gästen gern die Kunst der Herstellung ihrer nährstoffreichen Spezialitäten näher, von der ersten Heumahd im Juni bis zur Beweidung im Herbst.
Elisabeth Guist bringt ihren Gästen gern die Kunst der Herstellung ihrer nährstoffreichen Spezialitäten näher, von der ersten Heumahd im Juni bis zur Beweidung im Herbst.Foto: Ederhias/Tinefoto
Den achtsamen Umgang mit der Natur, den sie bereits als Kind lernte, will Klara Obernosterer Besucherinnen und Besuchern weitergeben.
Den achtsamen Umgang mit der Natur, den sie bereits als Kind lernte, will Klara Obernosterer Besucherinnen und Besuchern weitergeben.Foto: Slowfood Travel/M. Hoffmann

Die Kraft wilder Bergkräuter

Aufgewachsen in einer Lesachtaler Bergbauern-Großfamilie, interessierte sich Klara Obernosterer schon immer für die Geschichten der Pflanzen rund um sie. „Wir lernten durch das Sammeln und Verarbeiten der Wiesenkräuter und Heilpflanzen die Bedeutsamkeit von natürlichen Lebensmitteln für die Gesundheit. Nachhaltigkeit war schon meinen Vorfahren wichtig.“

Mit unendlichem Fachwissen führt die diplomierte Kräuter- und Waldpädagogin durch ihre entlegene Heimat, dorthin, wo die wertvollen Bergkräuter und Wurzeln gedeihen. Zurück in Klaras Kräuterhäusl sitzen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihres Slow-Food-Workshops dann bei Kaffee oder selbstgepflücktem Tee beisammen und lernen viel über die Herstellung von Naturheilmitteln, die seit Jahrhunderten in den Hausapotheken des Lesachtals Verwendung finden. Beim gemeinsamen Kochen wird beispielsweise „Sushi à la Lesachtal“ zubereitet. Mit Wildkräutern und Pfifferlingen, Gemüse aus dem Garten. Statt Wasabi gibt es frischen Kren (Meerrettich).

Philipp Bodner und Eva Hinterbichler betreiben gemeinsam die Baumschule „Fruchttrieb“ im Gailtal.
Philipp Bodner und Eva Hinterbichler betreiben gemeinsam die Baumschule „Fruchttrieb“ im Gailtal.Foto: Slowfood Travel/M. Hoffmann

Alte Obstbaumsorten neu kultiviert

Zwei Experten auf dem fast vergessenen Gebiet der Pomologie sind Philipp Bodner und Eva Hinterbichler. Das ist die Lehre der verschiedenen Arten und Sorten von Obst sowie deren Bestimmung. Der Agrarwissenschaftler mit Osttiroler Wurzeln und die studierte Agrarbiologin und Baumwärterin aus Oberösterreich betreiben gemeinsam die Baumschule „Fruchttrieb“ im Gailtal. Auf knapp 1000 Meter Seehöhe gedeihen dort seit 2021 Obstbäume und -sträucher, aktuell sogar über 200 verschiedene Sorten. Bewirtschaftet wird dabei in Handarbeit und organisch-biologisch.

Für die beiden Millennials eine beinahe meditative Arbeit, die sie erdet und den Blick freimacht für die wichtigen Dinge. Nämlich die biodiversen Streuobstwiesen bewahren, alte Sorten schützen und eine nachhaltige Landwirtschaft propagieren. Wer sich durch die große Vielfalt an Geschmäckern und Nutzungsmöglichkeiten mancher fast ausgestorbener Sorten testen will, ist hier richtig: Bei der Führung erklären die beiden den ökologischen Wert von Streuobstwiesen – fruchtige Verkostungen von Apfel, Birne, Marille und Pfirsich sowie Beratung für den eigenen Garten inklusive.

Weitere Infos

Slow Food Travel Alpe Adria Kärnten

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