
Die stille Schlacht ums Land
Am heutigen Welttag gegen Wüstenbildung richtet sich der Blick auf Afrikas grünes Mammutprojekt: die Great Green Wall. Die Vision lebt – aber sie wächst langsamer, als es die Erde braucht.
„Restore the Land. Unlock the Opportunities“. Der Claim markiert zugleich die Mitte der UN‑Dekade zur Ökosystem-Wiederherstellung (2021–2030), in der das Ziel steckt, bis 2030 1,5 Milliarden Hektar bisher degradiertes Land wiederherzustellen. Gastgeber des diesjährigen globalen Gedenkens ist Kolumbien, das bei UNCCD‑Veranstaltungen Debatten zu Politik, Wissenschaft und Privatwirtschaft – etwa zur Bodenstrategie – fördert .
Diese Initiative wird flankiert von globalen Programmen wie der Great Green Wall (GGW), der Bonn Challenge und dem Land Degradation Neutrality Fund – ambitionierte Projekte, die den ökologischen und wirtschaftlichen Nutzen von Land‑Restaurierung aufzeigen wollen.
Ein 8000 Kilometer langes grünes Band
Die Great Green Wall wurde 2007 von der Afrikanischen Union initiiert. Sie soll ein 8000 km langes, 15 km breites Band aus Aufforstung und regenerativen Agrarlandschaften quer durch die Sahelzone bilden. Die ehrgeizigen Ziele: 100 Millionen Hektar restauriertes Land, 250 Millionen Tonnen CO₂-Bindung und 10 Millionen neue Arbeitsplätze bis 2030.
Im Schneckentempo gegen die Wüstenbildung
Nach mehr als 15 Jahren Arbeit liegt der Fortschritt bei etwa 30 Millionen Hektar – rund 30 Prozent des angestrebten. Bis etwa 2020 wurden nur 18 Millionen Hektar wiederhergestellt, parallel zur Schaffung von etwa 350 000 Jobs, wie UNCCD‑Zahlen zeigen. Fachleute gehen davon aus, dass trotz erkennbarem Fortschritt die GGW ihr Ziel für 2030 voraussichtlich verfehlen wird, vor allem infolge erheblicher Finanzierungs- und Koordinationsprobleme – rund 33 Milliarden US‑Dollar fehlen.
Herausforderungen im Sahel
Finanzlücken, politische Instabilität, regionale Konflikte und Terror wirken sich negativ auf Planung und Umsetzung aus . Zudem wurde das ursprüngliche Konzept einer monokulturellen Baumreihe durch vielseitige, lokal angepasste Agrarökosysteme ersetzt – Stichworte: „Farmer‑Managed Natural Regeneration“ und nachhaltige Wasserbewirtschaftung, die in Ländern wie Niger, Burkina Faso oder Senegal erfolgreich praktiziert werden .
Ein Fortschritt: die Einführung eines grenzüberschreitenden Monitoring und Datentrackings mit Satelliten, Drohnen und KI – im Rahmen eines neuen „Observatory“, das auch Finanzflüsse transparent macht .
Chance und Mahnung zugleich
Der Welttag richtet den Blick auf die wirtschaftliche und soziale Chance von Land-Wiederherstellung – von lokalem Einkommen bis hin zu globalem Klimaschutz. Doch ohne deutlich höhere Finanzierungsvolumina, stabile politische Rahmen und systematische Zusammenarbeit verwässern Idee und Wirkung.
Gleichzeitig wächst der Druck: Die Sahelzone wird zunehmend von Dürren und instabilen Wetterverhältnissen geprägt – und ist gerade deswegen besonders dringend auf grüne Infrastrukturen angewiesen.
Visionäres Tempo
Ja, die Great Green Wall wächst langsam – und nicht mit der Geschwindigkeit, die Visionäre brauchen. Doch die Hoffnung ist kein Wunschdenken, sondern konkret belegbar: Erfolgreiche Modelle arbeiten in der Fläche, nicht nur in gut geplanten Konferenzen. Der Welttag 2025 erinnert daran: Es fehlt nicht an Konzepten, sondern am Kapital und politischem Willen. Wenn internationale Impulse mit lokalem Engagement verbunden und private Mittel mobilisiert werden, könnte die stille Schlacht ums Land doch noch zur grünen Erfolgsgeschichte werden.