
Die ewige Katze: Cartier und seine Panthère
Bei Cartier trägt sie seit jeher einen bestimmten Artikel: La Panthère. Im Französischen ist das Tier weiblich, und als solches begleitet es die Maison seit mehr als einem Jahrhundert – mal als Ornament, mal als Skulptur, und ab heute als digitale Erscheinung über den Dächern der Metropolen dieser Welt.


Ein Motiv, das nie verschwand – der Panther seit 1914
Wenn Cartier heute weltweit seine neue Kampagne rund um den Panther startet, erweitert sich auch der Bogen, der vor mehr als hundert Jahren gespannt wurde. 1914 erschien die Raubkatze erstmals auf einer Cartier-Uhr, damals noch als stilisiertes Fleckenmuster aus Onyx und Diamanten. Nur wenige Jahre später wurde sie zur Protagonistin einer Einladungskarte, die der Künstler George Barbier für eine Schmuckausstellung der Maison entwarf. Seitdem begleitet der Panther die Geschichte des Hauses – als Symbol von Kraft und Unabhängigkeit.

Die Wahl des Panthers wirkt heute fast zwangsläufig, sie war es damals nicht. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg galt das Tier als exotisch, gefährlich, in Europa kaum bekannt. Der Panther als Ornament ließ sich jedoch stilisieren, abstrahieren, als Juwel domestizieren, ohne seiner Wildheit beraubt zu werden

Jeanne Toussaint und die Geburt der dreidimensionalen Panthère
Den entscheidenden Schritt machte Jeanne Toussaint, die 1933 Kreativdirektorin bei Cartier wurde und bald den Spitznamen „La Panthère“ erhielt. Unter ihrer Ägide nahm das Motiv eine dreidimensionale Form an, die seither die Ikonografie des Hauses prägt. Die berühmte Brosche von 1948, auf der ein Panther über einem 116-Karat-Smaragd ruht, ist längst in die Schmuckgeschichte eingegangen.

Seit sie erstmals auf einer Schmuckkreation von Cartier erschien, hat La Panthère unzählige Gestalten angenommen, von besonders naturgetreuen bis hin zu bildhaften und geradezu abstrakten Darstellungen. Im Kampagnenvideo, gefilmt von dem Londoner Fotografen und Filmemacher Sølve Sundsbø, schreitet sie majestätisch und kraftvoll zwischen den Buchstaben des Cartier-Logos hindurch. Video: Sølve Sundsbø © Cartier
Die neue Kampagne: Projektionen in Tokio, Las Vegas und Paris
Von diesem engen Band lebt auch die neue Kampagne, die Cartier heute in Metropolen rund um die Welt startet. In Tokio wird die Raubkatze auf der belebten Shibuya-Kreuzung als monumentales Triptychon inszeniert. In Las Vegas sitzt sie dreidimensional inszeniert auf der Außenfassade der „Sphere“. Die gigantische Glaskuppel am Venetian Resort verfügt über eine 53.883 Quadratmeter große LED-Fläche.
Auch am Londoner Piccadilly Circus, in Dubai, auf einem von Bildschirmen umhüllten Würfel, und in Paris – an der Place Saint-Michel im Herzen des Quartier Latin, wo sie scheinbar direkt aus dem Brunnen steigt – wird La Panthère sich zeigen. Diese Installation ist besonders: Sie enthält einen QR-Code, der die Katze in 3D erlebbar macht.

2025: Bucket Bag und Doppel-Panther-Schmuck
Parallel dazu stellt Cartier neue Kollektionen vor. Die „Panthère C de Cartier Bucket Bag“ greift ein Detail der Schmucklinie von 2021 auf: ein majestätisches „C“ mit Pantherkopf. Nun ziert dieses Motiv die Schließe des Schulterriemens und verweist auf das kreative Erbe von Jeanne Toussaint.

Auch in der Schmuckkollektion findet die Raubkatze eine neue Gestalt. In einem tribal inspirierten Entwurf treten erstmals zwei Panther einander gegenüber: verarbeitet zu Colliers, Armreifen und Ringen in Gelb- oder Weißgold, verziert mit Onyx, Diamanten oder schwarzem Lack. Damit führt Cartier die Linie fort, die 1914 begann und seit den 1930er-Jahren immer wieder neu interpretiert wurde.

Ein Symbol zwischen Natur, Weiblichkeit und Kulturgeschichte
Man könnte darin nur eine weitere Etappe der Luxusindustrie sehen, die alte Symbole neu auflädt. Doch die Timeline, die Cartier selbst nachzeichnet – von 1914 über Toussaints Ära bis in die achtziger Jahre und weiter bis heute – erzählt mehr. Sie zeigt, wie ein Tier, das in der Natur scheu und kaum sichtbar ist, in der Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts zur Projektionsfläche für Stärke, Unabhängigkeit und nicht zuletzt Weiblichkeit wurde.
Wenn Cartier den Panther heute unter freiem Himmel leuchten lässt, dann ist das also nicht nur ein Spektakel für Passanten. Es ist auch die Fortschreibung einer Bildgeschichte, die sich über Generationen zieht. Der Panther bleibt, was er immer war: ein Tier, das sich nicht einfangen lässt – außer in Gold und Edelstein, im kostbaren Parfumflakon, und nun auch in Licht.
