Food Contact Chemicals in unseren Körpern
Die erschreckende Zahl ist das Ergebnis einer internationalen Studie, die gerade im „Journal of Exposure Science and Environmental Epidemiology“ veröffentlicht wurde. Die neun beteiligten Wissenschaftler wollten herausfinden, wie viele der mehr als 14.000 bekannten Lebensmittelkontaktchemikalien im menschlichen Körper nachgewiesen werden können.
Der Hintergrund
Lebensmittelkontaktchemikalien, kurz FCCs (Food Contact Chemicals), sind Chemikalien, die in Materialien verwendet werden, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, wie Verpackungen, Behälter, Besteck, Geschirr, Kochutensilien oder Geräte zur Lebensmittelverarbeitung.
FCCs können aus diesen Materialien in die Lebensmittel „migrieren“ und so in den menschlichen Körper gelangen, wenn die Lebensmittel verzehrt werden. Zu diesen Chemikalien gehören sowohl solche, die absichtlich bei der Herstellung von Lebensmittelkontaktmaterialien verwendet werden, als auch unbeabsichtigte Verunreinigungen, die während des Herstellungsprozesses entstehen.
Zahlreiche FCCs haben potenziell gesundheitsschädliche Eigenschaften, wie etwa krebserregende, erbgutverändernde oder hormonell wirksame Effekte, während für andere Chemikalien noch keine ausreichenden Daten zur Toxizität vorliegen.
Die Studie
Es ist bekannt, dass Menschen über Lebensmittel FCCs ausgesetzt sind, jedoch war das volle Ausmaß dieser Exposition bislang im Dunkeln. Von mehr als 1.800 Chemikalien wusste man bereits, dass sie aus Gegenständen, die zur Lagerung, Verarbeitung, Verpackung und zum Servieren von Lebensmitteln verwendet werden, in den Körper übergehen. Von den nun festgestellten 3.601 Chemikalien werden 80 als besonders besorgniserregend eingestuft.
Die Forscherinnen und Forscher haben die Moleküle, die bekanntlich mit Lebensmitteln in Berührung kommen, als Ausgangspunkt genommen, um nach deren Vorkommen in unseren Körpern zu suchen. Sie präsentierten jetzt systematisch zusammengestellte Belege für die menschliche Exposition gegenüber 3.601 FCCs und hoben solche Chemikalien hervor, die aufgrund ihrer bekannten Gefahreneigenschaften von besonderem Interesse sind.
Darunter befinden sich flüchtige organische Verbindungen, PFAS, Pestizide, Metalle, dioxinähnliche Verbindungen, Flammschutzmittel, Weichmacher, Parabene, polyaromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und viele andere Stoffe, deren gesundheitliche Risiken ebenfalls bekannt oder noch nicht ausreichend erforscht sind.
Am meisten belastet waren Urin, Blut und Muttermilch der untersuchten Personen, aber auch Haut, Atem, Haare und Nägel sowie bei Schwangeren die Plazenta.
Was haben wir von dieser Information?
Abgesehen davon, dass es für viele FCCs auch andere Expositionsquellen gibt, können diese Daten dazu beitragen, besorgniserregende FCCs in Untersuchungen zu priorisieren. Die Ergebnisse zu den am Menschen überwachten FCCs können Forschenden im Bereich der öffentlichen Gesundheit und Verantwortlichen in Politik und Lebensmittelindustrie helfen, Materialien und Gegenstände, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, sicherer zu machen, die menschliche Exposition gegenüber gefährlichen FCCs zu verringern und die öffentliche Gesundheit zu verbessern.
Wer steckt hinter der Studie?
Die Studienautoren sind unabhängige Forschende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler folgender Institutionen:
Food Packaging Forum Foundation, Zürich; Eawag, Swiss Federal Institute of Aquatic Science and Technology, Duebendorf, Schweiz; Institute of Environmental Health Sciences and Department of Pharmacology, Wayne State University, Detroit, MI, USA; Department of Arts & Science, Plastic Waste Innovation Hub, University College London; RECETOX, Research Centre for Toxic Compounds in the Environment, Masaryk University, Brno, Tschechien; Department of Environmental Systems Science, ETH Zurich, Zurich.