
Enfant terrible beerbt Enfant terrible
Gerade eben wurde bekannt gegeben, dass der niederländische Designer Duran Lantink zum ständigen Kreativdirektor des Hauses Jean Paul Gaultier ernannt wurde und seine erste Kollektion Ende September auf der nächsten Pariser Modewoche zeigen wird. Die eigentliche News dieser Personalie ist tatsächlich weniger die Ernennung Lantinks auf diesem Posten als die Rückkehr der ikonischen Marke auf dem Ready-to-wear-Markt.
Duran Lantink wird Kreativdirektor der Marke Gaultier
Die Modeindustrie ächzt unter der aktuellen Weltwirtschaftslage, sogar Luxuskonzerne wie LVMH müssen mit Umsatzrückgängen kämpfen, und die Zollpolitik Donalds Trumps stellt eingefahrene Beschaffungswege infrage. In diesem schwierigen Umfeld bringt der spanische Beautykonzern Puig die Marke Jean Paul Gaultier nach mehr als zehnjähriger Pause zurück auf den Markt.

Gastdesigner-Modell in der Haute Couture
Jean Paul Gaultier hatte 2014 angekündigt, sich aus der Prêt-à-Porter-Mode zurückzuziehen. Im März 2015 feierte er mit zahlreichen Stars, Topmodels und Schauspielern, die ein letztes Mal für das Enfant terrible der 1980er-Jahre defilierten, eine fulminante Abschluss-Show im berühmten Pariser Kino Le Grand Rex. Gaultier konzentrierte sich daraufhin auf die Haute Couture. Mit dieser feierte er auch sein 50. Firmenjubiläum, um sich später auch davon zurückzuziehen und ab 2021 sein Haus geladenen Gast-Designern zur Verfügung zu stellen. Unter anderem entwarfen Balmain-Designer Olivier Rousteing, Y-Project-Kreativchef Glenn Martens oder die britische Designerin Simone Rocha für Gaultiers Haute-Couture-Linie.


Duran Lantink – preisgekrönter Darling der Modewelt
Ob die Struktur der Gastdesigner bei der Haute Couture beibehalten wird, ist der Pressemitteilung nicht zu entnehmen. Bis dato ist nur davon die Rede, dass Duran Lantink die Prêt-à-Porter-Kollektion übernehmen wird. Der 37-jährige Holländer begeistert seit Jahren die Modewelt mit seinen kreativen Einfällen und gewann verschiedene der höchstdotierten und begehrtesten Preise dieser Industrie, so den Sonderpreis ANDAM, den Prix LVMH und den Woolmark Prize.

Ein neues Enfant terrible übernimmt das Ruder
Die Besetzung gilt als gelungen. Jean Paul Gaultier: „Ich sehe in ihm die Energie, den Wagemut und die spielerische Herangehensweise, die ich selbst zu Beginn meiner eigenen Karriere hatte. Er ist das neue Enfant terrible der Mode. Willkommen, Duran.“ Auch der Niederländer sieht sich hier am richtigen Platz: „Für mich steht Gaultier für das Haus, das ultimativ Kreation und Savoir-faire vereint. Diese Maison ist provokativ und überschreitet ständig Grenzen. Es ist die Marke, die die Sprache der Kleidung und die Art und Weise, wie wir sie auf der Straße tragen, verändern kann.“

Designerwechsel und Markenumbrüche prägen die Branche
Ob ein Revival der Marke Gaultier in der aktuellen Krise funktioniert, werden die kommenden Jahre zeigen. Die Modewelt durchläuft gerade einige Umstrukturierungen und hat aktuell mit zahlreichen Designerwechseln auf sich aufmerksam gemacht: Demna Gvasalia von Balenciaga zu Gucci, Louise Trotter von Carven zu Bottega Veneta. Und erst Mitte März wurde bekannt, dass der hochgejubelte Designer J.W. Anderson Loewe verlässt. Auch die nun abgeschlossene Übernahme Versace‘s durch Prada hat die Industrie ziemlich überrascht. Designerwechsel und Übernahmen sind in Krisenzeiten in der Mode nicht ungewöhnlich. Dennoch werden Marken-Revivals, wie das nun von Jean Paul Gaultier, eher in wirtschaftlich stabilen Zeiten gewagt.