Montag, 6. Oktober 2025
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Magazin für modernes Leben
Einzelne Militäruhr von Jaeger-LeCoultre in Vitrine mit Aufschrift „1945 Pilot’s Watch Mark XI. Foto: Jaeger-LeCoultre
Jaeger-LeCoultre Adventure Spirit Travelling Collection

Zeitreise in Stahl und Stil

Die Münchner Boutique von Jaeger-LeCoultre zeigt historische Sportuhren der Marke aus acht Jahrzehnten, von militärischen Instrumenten der 1940er-Jahre bis zu Konzeptmodellen des 21. Jahrhunderts – gebaut für Piloten, Taucher und Entdecker, denen das Abenteuer nicht fremd war.
Foto: Jaeger-LeCoultre

Unter dem Titel „The Adventure Spirit“ zeigt die Schweizer Uhrenmanufaktur Jaeger-LeCoultre in ihrer Münchner Boutique eine Sammlung sportlicher Zeitmesser aus mehr als acht Jahrzehnten. Die Ausstellung ist Teil einer internationalen Wanderschau und läuft noch bis zum 26. Juli 2025. Zu sehen sind Modelle, die die funktionale wie gestalterische Entwicklung der Sportuhren der Manufaktur dokumentieren. Das Spektrum reicht von frühen Militäruhren über spezialisierte Taucheruhren bis hin zu den technisch ambitionierten Konzeptuhren des neuen Jahrtausends.

Das Ausstellungskonzept folgt einem chronologischen Aufbau in vier Kapiteln, die sich an gesellschaftlichen Umbrüchen, technologischen Fortschritten und gestalterischen Trends orientieren. Neben bekannten Serien wie der „Polaris” werden auch seltene Einzelstücke gezeigt, darunter Uhren mit besonderer historischer Bedeutung.

Wandpräsentation mit Texten und historischen Uhren aus den 1940er- und 1960er-Jahren.
Von militärischen Instrumenten bis zu frühen Taucheruhren – ein historischer Überblick über die Anfänge der Sportuhren von Jaeger-LeCoultre – sieht man einmal von der schon 1931 für Polospieler entwickelten Reverso ab.Foto: Jaeger-LeCoultre

Präzision als Überlebensfaktor: Militäruhren der 1940er-Jahre

Der erste Abschnitt der Schau widmet sich den Ursprüngen der Sportuhr in militärischen Anwendungen.
In den 1940er-Jahren fertigte Jaeger-LeCoultre robuste Armbanduhren für die Luftfahrt – als präzise Navigations- und Orientierungsinstrumente.
Sie mussten unter extremen Bedingungen zuverlässig funktionieren: mechanisch präzise, gut ablesbar und stoßresistent.
Auftraggeber waren unter anderem die britische Royal Air Force und die Royal Navy Fleet Air Arm.

So verkörperten diese Uhren eine neue Art von Zeitmesser: Werkzeuge am Handgelenk, die nicht dem Schmuck dienten, sondern dem Überleben. Damit schufen sie die funktionale Grundlage für das, was später als Sportuhr bezeichnet werden sollte.

Einzelne Militäruhr von Jaeger-LeCoultre in Vitrine mit Aufschrift „1945 Pilot’s Watch Mark XI.
Die Pilotenuhr Mark XI von 1945 – ein Beispiel für Jaeger-LeCoultres frühe Militäruhren.Foto: Jaeger-LeCoultre

Unter Wasser mit Alarm: Die ersten Taucheruhren

In den 1960er-Jahren verschob sich der Fokus auf den Einsatz unter Wasser. Die „Memovox Deep Sea” von Jaeger-LeCoultre war die erste Taucheruhr mit Alarm, ausgestattet mit akustischem und taktilem Signal. Sie schlug nicht nur mit einem Ton Alarm, sondern erzeugte zusätzlich ein spürbares Vibrieren. So wusste der Taucher, wenn es Zeit war, zur Oberfläche zurückzukehren.

Die Deep Sea war damit mehr als ein Zeitmesser. Sie war ein aktiver Teil der Sicherheitsausrüstung. Eine Kombination aus Instrument und Innovation, die die Anforderungen des Tauchens in die Gestaltung einer Armbanduhr übersetzte.

Zwei Vitrinen mit jeweils zwei modernen Jaeger-LeCoultre Sportuhren, beschriftet mit „2002“ und „2020“.
Zeitgenössische Modelle der Master Compressor Linie und eine Polaris Memovox Mariner (oben rechts), ausgestellt als Teil der „High Concept Sports Watches“.Foto: Jaeger-LeCoultre

Formensprache der 70er: Stilbruch mit System

Das dritte Kapitel der Ausstellung führt in die 1970er Jahre – ein Jahrzehnt des gestalterischen Umbruchs. Auch bei Jaeger-LeCoultre wich die klassische Designsprache mutigeren Formen und Farben. Die Sportuhren der Seventies griffen den Zeitgeist auf, wie er in Architektur, Mode und Automobilbau sichtbar wurde: geometrisch, organisch, plakativ, selbstbewusst.

Trotz ihrer auffälligen Optik blieben die Modelle funktional. Neu waren vor allem das Spiel mit Gehäuseformen, experimentelle Zifferblattlayouts und die gezielte Verwendung von Farbe. Diese Uhren verkörperten die Idee, dass Sportlichkeit nicht zwangsläufig mit Zurückhaltung gleichzusetzen ist. Eine Perspektive, die heute wieder an Relevanz gewinnt.

Lounge-Bereich mit Regalwand, Jaeger-LeCoultre Logo auf Bildschirm, Designobjekten und Sofas sowie zwei kleinen Vitrinen mit Uhren.
Zwei Original-Modelle von 1970 und 1972 erinnern im Loungebreich der Jaeger-LeCoultre-Boutique an den Aufbruch in die Moderne und den Gestaltungsmut der Seventies.Foto: Jaeger-LeCoultre
Wandpräsentation zur Sportuhr der 1970er und High-Tech-Modelle der 2000er mit Memovox-Grafik.
Gestaltungsfreiheit der 70er- und technologische Konzepte der 2000er-Jahre im direkten Vergleich.Foto: Jaeger-LeCoultre

Technik als Konzept: High-Performance im 21. Jahrhundert

Mit dem neuen Jahrtausend beginnt die Ära der Konzeptuhren. Jaeger-LeCoultre lanciert mit der Master Compressor Extreme LAB 2 ein Modell, das nicht nur durch technologische Ambitionen auffällt, sondern durch ein radikal funktionales Design. Die Uhr kommt ohne klassische Schmierstoffe aus, integriert eine GMT-Funktion, eine Gangreserveanzeige und besteht aus über 560 Einzelteilen.

Diese Konzepte zeugen von einem kreativen Selbstverständnis jenseits reiner Ästhetik. Die Funktion steht erneut im Mittelpunkt – nun aber erweitert um den Anspruch, technische Grenzen auszuloten. Die Sportuhr wird zur Plattform für ingenieurstechnische Erkundung, getragen von einer langen Geschichte funktionaler Uhrmacherei.

Nahaufnahme einer modernen Jaeger-LeCoultre Sportuhr, der gerade gelaunchte Polaris Chronograph, mit Kautschukband in der Ausstellungsvitrine.
Eine der Topneuheiten 2025 rundet die Zeitreise durch die sportlichen Meilensteine der Manufaktur ab: 2025 erweiterte Jaeger-LeCoultre die Polaris-Kollektion um einen automatischen Chronographen mit einem Zifferblatt in der charakteristischen „Ocean Grey”-Lackierung des Hauses.Foto: Jaeger-LeCoultre

Historische Highlights und symbolträchtige Einzelstücke

Neben Serienmodellen zeigt die Ausstellung auch Einzelstücke mit symbolischem Gewicht. So etwa die Geophysik Chronometer, die 1958 William R. Anderson, dem Kommandanten der Nautilus überreicht wurde – dem ersten Atom-U-Boot, das den Nordpol unterquerte. Dieses legendäre Modell steht exemplarisch für den Anspruch der Manufaktur, Uhren nicht nur für extreme Bedingungen zu entwickeln, sondern sie auch mit historischen Momenten zu verbinden.

Die Geophysic, konzipiert als präziser und zuverlässiger Zeitmesser für wissenschaftliche Expeditionen, ist bis heute eines der technischen Kultobjekte der Manufaktur.

Nahaufnahme einer historischen Dreizeiger-Armbanduhr mit Stahlgehäuse und weißem Zifferblatt, schlichten Stundenindizes und schwarzem Lederband.
Diese Jaeger-LeCoultre Geophysic wurde 1958 dem Kommandanten der USS Nautilus überreicht – dem ersten Atom-U-Boot, das den Nordpol unterquert hat.Foto: Jaeger-LeCoultre

Ausstellung in der Boutique: Öffnungszeiten und Besuch

Die Adventure Spirit Travelling Collection ist noch bis zum 26. Juli 2025 in der Jaeger-LeCoultre-Boutique in der Maximilianstraße 24 in München zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 10:30 bis 18:30 Uhr, samstags bis 18:00 Uhr. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung online oder vor Ort möglich. Auch spontane Besuche sind willkommen. Die Ausstellung ist nicht nur spannend für Uhrenliebhaber , sondern für alle, die sich für Designgeschichte, Ingenieurskunst und Zeitgeschichte interessieren.

Innenansicht der Jaeger-LeCoultre-Boutique in München mit runder Vitrine und Treppenaufgang.
Der Eingangsbereich der Münchner Boutique von Jaeger-LeCoultre, in dem die Präsentation der Travel Collection beginnt, die sich dann in den Salons in der oberen Etage fortsetzt.Foto: Jaeger-LeCoultre
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