
Zeitreise in Stahl und Stil
Unter dem Titel „The Adventure Spirit“ zeigt die Schweizer Uhrenmanufaktur Jaeger-LeCoultre in ihrer Münchner Boutique eine Sammlung sportlicher Zeitmesser aus mehr als acht Jahrzehnten. Die Ausstellung ist Teil einer internationalen Wanderschau und läuft noch bis zum 26. Juli 2025. Zu sehen sind Modelle, die die funktionale wie gestalterische Entwicklung der Sportuhren der Manufaktur dokumentieren. Das Spektrum reicht von frühen Militäruhren über spezialisierte Taucheruhren bis hin zu den technisch ambitionierten Konzeptuhren des neuen Jahrtausends.
Das Ausstellungskonzept folgt einem chronologischen Aufbau in vier Kapiteln, die sich an gesellschaftlichen Umbrüchen, technologischen Fortschritten und gestalterischen Trends orientieren. Neben bekannten Serien wie der „Polaris” werden auch seltene Einzelstücke gezeigt, darunter Uhren mit besonderer historischer Bedeutung.

Präzision als Überlebensfaktor: Militäruhren der 1940er-Jahre
Der erste Abschnitt der Schau widmet sich den Ursprüngen der Sportuhr in militärischen Anwendungen.
In den 1940er-Jahren fertigte Jaeger-LeCoultre robuste Armbanduhren für die Luftfahrt – als präzise Navigations- und Orientierungsinstrumente.
Sie mussten unter extremen Bedingungen zuverlässig funktionieren: mechanisch präzise, gut ablesbar und stoßresistent.
Auftraggeber waren unter anderem die britische Royal Air Force und die Royal Navy Fleet Air Arm.
So verkörperten diese Uhren eine neue Art von Zeitmesser: Werkzeuge am Handgelenk, die nicht dem Schmuck dienten, sondern dem Überleben. Damit schufen sie die funktionale Grundlage für das, was später als Sportuhr bezeichnet werden sollte.

Unter Wasser mit Alarm: Die ersten Taucheruhren
In den 1960er-Jahren verschob sich der Fokus auf den Einsatz unter Wasser. Die „Memovox Deep Sea” von Jaeger-LeCoultre war die erste Taucheruhr mit Alarm, ausgestattet mit akustischem und taktilem Signal. Sie schlug nicht nur mit einem Ton Alarm, sondern erzeugte zusätzlich ein spürbares Vibrieren. So wusste der Taucher, wenn es Zeit war, zur Oberfläche zurückzukehren.
Die Deep Sea war damit mehr als ein Zeitmesser. Sie war ein aktiver Teil der Sicherheitsausrüstung. Eine Kombination aus Instrument und Innovation, die die Anforderungen des Tauchens in die Gestaltung einer Armbanduhr übersetzte.

Formensprache der 70er: Stilbruch mit System
Das dritte Kapitel der Ausstellung führt in die 1970er Jahre – ein Jahrzehnt des gestalterischen Umbruchs. Auch bei Jaeger-LeCoultre wich die klassische Designsprache mutigeren Formen und Farben. Die Sportuhren der Seventies griffen den Zeitgeist auf, wie er in Architektur, Mode und Automobilbau sichtbar wurde: geometrisch, organisch, plakativ, selbstbewusst.
Trotz ihrer auffälligen Optik blieben die Modelle funktional. Neu waren vor allem das Spiel mit Gehäuseformen, experimentelle Zifferblattlayouts und die gezielte Verwendung von Farbe. Diese Uhren verkörperten die Idee, dass Sportlichkeit nicht zwangsläufig mit Zurückhaltung gleichzusetzen ist. Eine Perspektive, die heute wieder an Relevanz gewinnt.


Technik als Konzept: High-Performance im 21. Jahrhundert
Mit dem neuen Jahrtausend beginnt die Ära der Konzeptuhren. Jaeger-LeCoultre lanciert mit der Master Compressor Extreme LAB 2 ein Modell, das nicht nur durch technologische Ambitionen auffällt, sondern durch ein radikal funktionales Design. Die Uhr kommt ohne klassische Schmierstoffe aus, integriert eine GMT-Funktion, eine Gangreserveanzeige und besteht aus über 560 Einzelteilen.
Diese Konzepte zeugen von einem kreativen Selbstverständnis jenseits reiner Ästhetik. Die Funktion steht erneut im Mittelpunkt – nun aber erweitert um den Anspruch, technische Grenzen auszuloten. Die Sportuhr wird zur Plattform für ingenieurstechnische Erkundung, getragen von einer langen Geschichte funktionaler Uhrmacherei.

Historische Highlights und symbolträchtige Einzelstücke
Neben Serienmodellen zeigt die Ausstellung auch Einzelstücke mit symbolischem Gewicht. So etwa die Geophysik Chronometer, die 1958 William R. Anderson, dem Kommandanten der Nautilus überreicht wurde – dem ersten Atom-U-Boot, das den Nordpol unterquerte. Dieses legendäre Modell steht exemplarisch für den Anspruch der Manufaktur, Uhren nicht nur für extreme Bedingungen zu entwickeln, sondern sie auch mit historischen Momenten zu verbinden.
Die Geophysic, konzipiert als präziser und zuverlässiger Zeitmesser für wissenschaftliche Expeditionen, ist bis heute eines der technischen Kultobjekte der Manufaktur.

Ausstellung in der Boutique: Öffnungszeiten und Besuch
Die Adventure Spirit Travelling Collection ist noch bis zum 26. Juli 2025 in der Jaeger-LeCoultre-Boutique in der Maximilianstraße 24 in München zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 10:30 bis 18:30 Uhr, samstags bis 18:00 Uhr. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung online oder vor Ort möglich. Auch spontane Besuche sind willkommen. Die Ausstellung ist nicht nur spannend für Uhrenliebhaber , sondern für alle, die sich für Designgeschichte, Ingenieurskunst und Zeitgeschichte interessieren.
