Sonntag, 9. Februar 2025
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Magazin für modernes Leben
Das sepiafarbene Bild zeigt eine Fotografie einer Frau aus den 1920er-Jahren, sie trägt einen Hut mit Federn und einen Pelzkragen. Foto: The Museum of Modern Art Archives, New York
MoMA-Gründerin Lillie P. Bliss

Geburtshelferin der Moderne

„Sie haben etwas zu sagen, das es wert ist, gesagt zu werden“, das war die tiefe Überzeugung von MoMA-Mitbegründerin Lillie P. Bliss in Bezug auf die Künstlerinnen und Künstler der Moderne. Eine Ausstellung zeigt jetzt Lieblingswerke der wenig bekannten Sammlerin und Mäzenin.
Foto: The Museum of Modern Art Archives, New York

Das Museum of Modern Art (MoMA) in New York ist für seine Kenner weit mehr als eine Institution – es ist ein Heiligtum moderner und zeitgenössischer Kunst.

Das Bild zeigt ein modernes Gebäude mit einem breiten Eingang, davor Menschen, eine Straße, ein Zebrastreifen.
Der Haupteingang des Museum of Modern Art in der 53. Straße in New York, fotografiert 2023 für das MoMA.Foto: Noah Kalina

Ort der Inspiration

Die MoMa-Sammlung gilt als Maßstab für künstlerische Innovation, von ikonischen Werken wie van Goghs „Sternennacht” und Andy Warhols „Gold Marilyn Monroe” bis zu Rietvelds Zickzack-Stuhl und Computerspielen wie Tetris und Minecraft. Seine Besucher schätzen die unübertroffene Tiefe in den Bereichen Fotografie, Design und Film, die das MoMA inszeniert. Geliebt wird auch die klare, durchdachte Architektur des Gebäudes, die eine intime Begegnung mit der Kunst ermöglicht.
Kuratorisch gilt das MoMA als visionär, immer bereit, die Grenzen dessen, was Kunst sein kann, neu zu definieren. Die Balance zwischen etablierten Meistern und aufstrebenden Talenten macht es für viele zum Ort der Inspiration.

Das sepiafarbene Bild zeigt eine Fotografie einer Frau aus den 1920er-Jahren, sie trägt einen Hut mit Federn und einen Pelzkragen.
Die Kunstsammlerin und Mäzenin Lillie P. Bliss, hier eine Aufnahme um 1924, gehört zu den Gründerinnen des Museum of Modern Art in New York. Ihr widmet das MoMA derzeit eine Ausstellung.Foto: The Museum of Modern Art Archives, New York

Kunstsammlerin und Mäzenin

Was kaum einer weiß, ist, dass es das MoMA ohne die Kunstsammlerin und Mäzenin Lillie P. Bliss, wohl nicht gäbe. Lillie Plummer Bliss (1864–1931) ist besonders für die Förderung der modernen Kunst in den USA bekannt geworden. Sie gehörte zu den Leihgebern der für die moderne Kunst richtungsweisenden Armory Show, die im Jahr 1913 in New York, Chicago und Boston gezeigt wurde.

Das Bild zeigt ein Ölgemälde in Blautönen, darauf ein Mann mit Badehose in einer Strandsituation, die Hände in die Taille gestemmt.
„Badender“ von Paul Cézanne (1839–1906) , Öl auf Leinwand, um 1885, Museum of Modern Art, New York. Sammlung Lillie P. Bliss, 1934. Die Konservierung des Gemäldes wurde durch das Bank of America Art Conservation Project ermöglicht.Foto: John Wronn

Durch weitere Ausstellungsbeteiligungen trug Bliss zur öffentlichen Beachtung dieser Kunst bei, die jedoch bei vielen Betrachtern Unverständnis auslöste. Die seit 1994 wieder regelmäßig stattfindende Kunstmesse Armory Show bringt jedes Jahr die weltweit führenden internationalen Galerien für zeitgenössische und moderne Kunst nach New York. Die nächste Armory Show findet vom 5. bis 7. September 2025 im Javits Convention Center in Manhattan statt.

Das Bild zeigt ein quadratisches Ölgemälde mit dem Porträt einer Frau, die sich zwei Finger vor die Lippen hält.
„Silence” von Odilon Redon (1840–1916), Öl auf Papier, um 1911, The Museum of Modern Art, New York. Sammlung Lillie P. Bliss, 1934.Foto: The Museum of Modern Art, New York

Geburt der amerikanischen Kunstszene

Lillie P. Bliss war 1929 eine der Gründerinnen des Museum of Modern Art in New York City, neben Abby Aldrich Rockefeller und Mary Quinn Sullivan. Die drei Kunstmäzeninnen trugen maßgeblich zur Entwicklung der amerikanischen Kunstszene im frühen 20. Jahrhundert bei. Bliss war eine leidenschaftliche Unterstützerin von Künstlern und half, deren Werke einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Ihre persönliche Sammlung umfasste Arbeiten von vielen bedeutenden Künstlern dieser Zeit.

Das Bild zeigt ein Schwarz-Weiß-Foto einer Wand, an der fünf Gemälde aufgehängt sind.
Foto der Installation „Memorial Exhibition: The Collection of the Late Lizzie P. Bliss.”, die von Mai bis Oktober 1931 im Gedenken an die Stifterin im MoMa stattfand. The Museum of Modern Art Archives, New York.Foto: Peter A. Juley

Weil es ohne Lillie Plummer Bliss nicht das wäre, was es heute ist, widmet das Museum ihr gerade eine eigene Ausstellung unter dem Namen „Lillie P. Bliss and the Birth of the Modern“. Nach dem Tod der Sammlerin, 1931, nur zwei Jahre nach der Gründung des MoMA, gelangten 150 Kunstwerke ihrer Kollektion als Stiftung an das Museum. Dieser Grundstock der hauseigenen Sammlung umfasst Arbeiten von Künstlern wie Paul Cézanne, Georges Seurat, Paul Gauguin, Henri Matisse, Pablo Picasso und Amedeo Modigliani.
Durch ihre Unterstützung und frühe Anerkennung dieser Künstler legte Lillie P. Bliss den Grundstein für die Rezeption der modernen Kunst in Nordamerika.

Das Bild zeigt einen Ausstellungsraum mit Gemälden an der Wand, darunter die „Sternennacht“ von Vincent van Gogh.
Installationsansicht von „Lillie P. Bliss and the Birth of the Modern“, zu sehen bis zum 29. März 2025 im Museum of Modern Art, New York. Foto: Emile Askey

„Sie haben etwas zu sagen, das es wert ist, gesagt zu werden, und beanspruchen für sich selbst nur die Freiheit, es auf ihre eigene Weise auszudrücken”, erklärte sie. Ihre großzügige Schenkung, die sie testamentarisch verfügte, ermöglichte auch den Verkauf einzelner Werke, um mit dem Erlös neue Arbeiten für die sinnvolle Erweiterung der Sammlung zu erwerben. So konnte zum Beispiel der Ankauf der „Sternennacht“ von Vincent van Gogh für die Sammlung getätigt werden.

Das Bild zeigt ein Ölgemälde von einem Nachthimmel mit Mond und Sternen über einem Dorf, alles ist in Blautönen und Gelb gehalten. Im Vordergrund steht ein abstrakter dunkelgrüner Baum.
„Die Sternennacht“ von Vincent van Gogh (1853–1890), Öl auf Leinwand, Saint Rémy, Juni 1889. The Museum of Modern Art, New York. Erworben durch das Lillie-P.-Bliss-Vermächtnis (durch Tausch), 1941. Die Konservierung wurde von der Bank of America Art Conservation ermöglicht.Foto: Jonathan Muzikar

Nur drei „Must Haves“

Nur drei Lieblingswerke von Lillie P. Bliss sollten laut Testament in der Sammlung bleiben: zwei Gemälde von Paul Cézanne, „Stillleben mit Äpfeln“ und „Stillleben mit Ingwergefäß, Zuckerdose und Orangen“ sowie das Bild „Die Wäscherin“ von dem Realisten Honoré Daumier. Bliss verfügte, dass die Bilder dem Metropolitan Museum in New York überlassen werden sollen, sollten sie nicht mehr in die Sammlung des MoMA passen. Dieses Schicksal traf lediglich das Gemälde von Daumier, das heute im Besitz des Metropolitan Museum ist.

Das Bild zeigt ein Ölgemälde, im Vordergrund eine Küstenlandschaft, dahinter das Meer mit vielen Segelbooten und einer Hafenmauer.
„Einfahrt zum Hafen Port-en-Bessin“ von Georges-Pierre Seurat (1859–1891). Öl auf Leinwand, 1888. The Museum of Modern Art, New York, Sammlung Lillie P. Bliss, 1934.Foto: The Museum of Modern Art, New York

Schlüsselfigur der modernen Kunst

Bliss' bemerkenswerter Beitrag zur Geschichte der modernen Kunst in den Vereinigten Staaten wird aus Sicht der Ausstellungskuratorinnen nach wie vor nicht ausreichend gewürdigt. Das liegt zum Teil daran, dass sie sich aus dem Rampenlicht heraushalten wollte; am Ende ihres Lebens bat Bliss darum, dass ihre persönlichen Unterlagen verbrannt werden. Während ein Großteil ihrer persönlichen Geschichte der Fantasie überlassen bleibt, beleuchtet Lillie P. Bliss and the Birth of the Modern diese Schlüsselfigur der modernen Kunstszene anhand der Werke, die sie am meisten liebte.

Infos zur Ausstellung

Lillie P. Bliss and the Birth of the Modern:
Geöffnet bis Samstag, 29. März 2025 im MoMA, New York.

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