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Porträt einer Frau mit grünen Augen, der Mund wird von grünen Blättern verdeckt. Foto: Adobe/Generative AI
Frage der Woche

Was bedeutet Greenhushing?

Die Angst vor Greenwashing-Vorwürfen und Shitstorms hat einen neuen Trend hervorgebracht: Greenhushing – die eigenen Nachhaltigkeitsbemühungen zu verschweigen.
Foto: Adobe/Generative AI

Der Begriff Greenhushing setzt sich aus den englischen Wörtern „green“ und „hushing“ (Verstummen, Schweigen) zusammen. Er entstand als Reaktion auf die wachsende Kritik an Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsanstrengungen übertrieben darstellen oder sogar erfinden. Die Öffentlichkeit sowie verschiedene Interessengruppen sind mittlerweile sehr sensibel, was das Thema Greenwashing angeht. So entstand der Druck auf Unternehmen, entweder authentisch zu sein oder gar nichts zu sagen – was zum Phänomen des Greenhushings führte.

Neue Strategie

Während Greenwashing darauf abzielt, ein umweltfreundliches Image zu projizieren, ohne substanzielle Maßnahmen zu ergreifen, bedeutet Greenhushing das Gegenteil: Unternehmen ergreifen ernsthafte Umweltmaßnahmen, schweigen jedoch darüber. In Großbritannien haben jüngere Studien ergeben, dass fast 25 Prozent der mittelgroßen und großen Unternehmen im vergangenen Jahr Greenhushing betrieben haben.

Gründe für Greenhushing

Es gibt mehrere Gründe, warum Unternehmen sich für Greenhushing entscheiden:

Angst vor Greenwashing-Vorwürfen: Unternehmen fürchten, dass ihre Umweltmaßnahmen als PR-Strategie und nicht als ernsthafte Bemühung angesehen werden. Dies könnte zu einem Imageverlust führen und das Vertrauen der Kunden untergraben.

Rechtliche und regulatorische Unsicherheiten: Manche Unternehmen sind sich unsicher, ob ihre Umweltmaßnahmen allen rechtlichen und regulatorischen Anforderungen entsprechen. Um rechtlichen Problemen vorzubeugen, schweigen sie lieber.

Wettbewerbsvorteil: Einige Unternehmen möchten ihre Umweltstrategien geheim halten, um der Konkurrenz keinen Einblick in ihre Geschäftsstrategien zu gewähren.

Unvollständige Maßnahmen: Unternehmen könnten befürchten, dass ihre derzeitigen Maßnahmen nicht umfassend genug sind und daher nicht kommuniziert werden sollten, bis sie ausgereifter sind.

Nachteile von Greenhushing

Während Greenhushing auf den ersten Blick als sichere Strategie erscheinen mag, hat es auch signifikante Nachteile. Kunden und Investoren verlangen immer mehr Transparenz. Unternehmen, die ihre Umweltinitiativen nicht kommunizieren, könnten als unzuverlässig oder intransparent wahrgenommen werden. In einem Markt, der zunehmend auf Nachhaltigkeit Wert legt, könnten Unternehmen durch Greenhushing Chancen zur Differenzierung und positiven Markenbildung verpassen.

Weitere Nachteile: Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation über Nachhaltigkeitsinitiativen können Bewusstsein schaffen und andere Unternehmen sowie die Öffentlichkeit zu ähnlichen Maßnahmen inspirieren. Ohne Kommunikation bleiben diese positiven Effekte aus. Studien zeigen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit legen. Unternehmen, die ihre umweltfreundlichen Maßnahmen nicht kommunizieren, riskieren, die Loyalität dieser Kunden zu verlieren.

Greenhushing ist eine Strategie, die vordergründig gesehen vor Shitstorms schützt, jedoch auch erhebliche Risiken mit sich bringt. Unternehmen sollten sorgfältig abwägen, wie sie ihre Umweltinitiativen kommunizieren. Transparenz und Authentizität sind entscheidend, um Vertrauen zu schaffen und langfristig erfolgreich zu sein. Die sinnvollere Strategie wäre sicher, Nachhaltigkeitsbemühungen ehrlich und detailliert darzustellen, um sowohl – berechtigte – Kritik zu vermeiden als auch die Vorteile einer grünen Unternehmensstrategie auszuschöpfen.

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