
Kurs auf Change mit dem Profi im Wenden
„Wir wollen zeigen, dass es möglich ist, natürliche Materialien zu verwenden, nachhaltig zu produzieren und trotzdem leistungsfähige Produkte zu haben”, sagt der deutsche Hochseesegler Boris Herrmann. „Als wir unsere Malizia-Seaexplorer-Rennyacht gebaut haben, haben wir beschlossen, bestimmte Teile des Bootes durch Naturfasern wie Flachsfasern zu ersetzen, wie zum Beispiel die Lukendeckel, Motorabdeckung, Bodenplatten und anderes. Das ist nur ein geringer Anteil, aber man muss mit kleinen Schritten beginnen, so auch in der Mode. Auch dort gibt es in der Produktionskette noch viele Etappen, die sich nachhaltiger gestalten ließen. Aber wenn jeder kleine Schritte macht, wird die Veränderung groß sein.”
Am 10. November 2024 startet Boris Herrmann mit seiner „Seaexplorer“ zum zweiten Mal beim berühmten Rennen „Vendée Globe“. Im Video teilt er seine Gedanken zu der dreimonatigen Weltumsegelung und den Erkenntnissen über den Klimawechsel, die er bei seinen Fahrten in die unwirtlichsten Gegenden der Erde gewinnt und in seinem Bildungsprogramm für Kinder vermitteln will. Video: Dani Devine/Antoine Auriol/Jimmy Horel/Team Malizia
Reduktion und Ressourcenschonung als gemeinsamer Nenner
Im Rahmen ihrer langfristig angelegten Kooperation setzen der Profisegler und die Marke Olymp ihr Engagement in Sachen Nachhaltigkeit fort und erweitern mit der gerade gelaunchten zweiten gemeinsamen Capsule Collection, einer auf wenige Stücke reduzierten Minikollektion, das Bekleidungsangebot des Familienunternehmens aus Bietigheim-Bissingen.

„No Dye“ (Ungefärbt) ist die Überschrift der zweiten Herrmann-x-Olymp-Kollektion, der ungefärbte Stoffe und wie zuvor auch Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen zugrunde liegen und die in den nächsten Tagen gelauncht wird. Die Kollektion soll die natürliche Schönheit von Bio-Baumwolle zeigen und ist wie schon die erste nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert. Der Verzicht auf die Färbung lässt die Feinstruktur und Musterung des Naturmaterials voll zur Geltung kommen. Durch den verkürzten Herstellungsprozess werden außerdem keine Farbstoffchemikalien eingesetzt.

„Die Partnerschaft mit Olymp begann durch unsere gemeinsame Leidenschaft für Nachhaltigkeit“, so Boris Herrmann. „Daraus entstand die Idee, eine Modekollektion zu entwickeln, die von Stoff bis Knopf ausschließlich aus natürlichen Materialien besteht und dabei auch meinem Stil entspricht.”

„Von Stoff bis Knopf natürlich“
„Von Stoff bis Knopf natürlich“ gab sich der erfolgreiche Segler auch im Interview, in dem er vor allem über sein großes Anliegen, die Kinder- und Jugendarbeit zum Thema Klimaschutz, sprach.
Herr Herrmann, Sie wirken wie ein unglaublich freundlicher Mensch. Waren Sie schon immer so, oder ist es der Kontakt mit der Natur, der einen verändert und irgendwie freundlicher werden lässt?
Boris Herrmann: In der Konfrontation mit der Natur, da kann man nicht auf seinem Recht bestehen. Oder jemand anderem die Schuld für etwas in die Schuhe schieben. Vor allem, wenn man allein ist. Ich sehe das auch bei meinen Kollegen. Man bleibt bodenständig, und auch ein bisschen bescheiden.
Sie haben sehr früh mit dem Segeln angefangen, waren also immer im Kontakt mit der Natur, hat Ihre Achtung vor der Natur dadurch zugenommen?
Ich denke, die Selbsterfahrung, diese Selbstwirksamkeit auf dem Meer – bei meiner ersten Weltumsegelung war ich 27 –, die bringt eine interessante Kombination von Bescheidenheit und auch Wissen. Das Wissen, ich kann auch allein oder in einer kleinen Gruppe sehr viel erreichen.
Sie engagieren sich stark für das Meer, tragen Ihr ökologisches Engagement vor allem in die Schulen. Was berichten sie den Kindern dort?
Wir können aus unserer eigenen Erfahrung berichten, was die Ozeane für uns Menschen bedeuten. Und dass wir, wenn wir über Ozeanschutz sprechen, auch über Mikroplastik sprechen müssen. Und über die Erderwärmung. Die ganze Wärmeenergie nehmen die Ozeane auf. Diese Strömungen von der Oberfläche in die Tiefe dauern zum Teil über 100 Jahre. Das heißt, die Veränderungen im Ozean, die wir jetzt haben, stammen zum Teil aus der Zeit der Industrialisierung. Und was wir schon gemacht haben, reicht noch mehr als 100 Jahre in die Zukunft. Egal, was wir jetzt im Klimaschutz unternehmen.
Das alles ist mir bewusst geworden durch unsere Wissenschaftskooperationen. Wir haben ja immer Messgeräte an Bord, weil wir bei unseren Erdumsegelungen in Gebiete kommen, in die nur wenige Schiffe kommen und die sonst nur per Satellit überwacht werden können, das sind keine sehr präzisen Messdaten. In unserem Schulbildungsprogramm versuchen wir mit den Kindern genau darüber zu sprechen. Und zu sagen: Schaut mal her, Wissenschaft und Abenteuer können auch miteinander einhergehen, seid neugierig auf die Welt. Werdet vielleicht Wissenschaftler, oder wenn ihr den Traum habt, etwas Gutes zu tun oder die Welt zu verändern oder Abenteurer zu werden – dann geht raus und versucht, das zu machen.
Wie oft haben Sie die Welt inzwischen umrundet?
Sechsmal.
Sie gehen ja sicher auch ab und zu irgendwo an Land und kommen dort mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt, die wieder ein anderes Wissen über das Meer hat, das Meer vielleicht noch mehr als Freund sieht als wir?
Das Meer als Freund, diese Idee habe ich nicht so oft erlebt. Ich bin an vielen Orten überrascht, wie man mit dem Rücken zum Meer lebt. In einigen Städten der Welt, in einigen Ländern. Historisch gesehen war das Meer immer eine Bedrohung. Die Städte hatten keine Promenade, weil das Meer etwas Schönes war, sondern auf der Seite zum Meer hatten die Häuser keine Fenster, weil der kalte Wind vom Meer kam, oder die Gefahr.
Zum Teil ist es heute noch so, dass die großen Schnellstraßen am Meer entlang führen. In Saudi-Arabien haben sie die Formel-1-Strecke direkt auf die Korallen ins Meer gebaut.
Mit wirklich urtümlichen Völkern komme ich leider weniger in Berührung. Wir legen ja in der Regel in größeren Hafenstädten an, wo wir unsere westliche Kultur oder etwas Ähnliches wiederfinden.
In der Bretagne haben wir natürlich zum Teil auch Leute, die wirklich vom Meer direkt leben. Zum Beispiel gibt es dort eine ganz starke Austernfischerei.
Ist denn die Jugend, mit der Sie sprechen, heute schon etwas bewusster?
Das kommt drauf an. Wir haben in der Karibik ein Schulprojekt gemacht, mit weniger privilegierten Kindern. Die teilweise gesagt haben, sie waren noch nie im Wasser. Da schwammen Mantarochen in der Bucht, und die Kinder wussten noch nicht einmal, was das ist. Die Kinder gehen nicht baden oder schwimmen, ihre Väter fahren vielleicht raus zum Fischen, aber das Meer ist für sie nicht schön, sie haben ganz andere Themen.
Wie ist es in Deutschland?
Ich bin immer absolut erstaunt, wenn wir hier in Deutschland in Schulen gehen. Grundsätzlich in Europa. Die Kinder haben vom Klimawandel gehört. Sie haben schon von der Ozeanverschmutzung gehört. In der Regel wissen sie aber noch nicht, wie der Klimawandel und der Ozean zusammenhängen. Das ist vielen gar nicht bewusst.

Über Boris Herrmann
Boris Herrmann, geboren 1981 in Oldenburg, ist bekannt für seine Teilnahme an Solo-Hochseerennen, darunter die prestigeträchtige Vendée Globe 2020/2021, bei der er als erster Deutscher antrat und den 5. Platz belegte. Herrmann ist Mitgründer des Offshore-Teams Malizia und setzt sich stark für den Klimaschutz ein. 2019 segelte er mit Greta Thunberg zur UN-Klimakonferenz nach New York, um auf die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen aufmerksam zu machen. Herrmanns Karriere umfasst zahlreiche Erfolge in internationalen Rennen, er gilt als einer der führenden Segler seiner Generation.
Bevor er seine Karriere als Profisegler begann, studierte er Wirtschaftsgeografie an der Universität von Oldenburg. Schon während des Studiums segelte er leidenschaftlich, vor allem in Regatten und auf Langstreckenrennen. Diese Leidenschaft für den Segelsport entwickelte sich bereits in seiner Jugend. Schon als Teenager nahm er an nationalen und internationalen Segelwettbewerben teil.
Das von ihm und seinem Team gegründete Nachhaltigkeitsprogramm „My Ocean Challenge“ wird von der Zwischenstaatlichen Ozeanographischen Kommission (IOC) der UNESCO gefördert und von der Stiftung von Prinz Albert II. von Monaco und der Dorit und Alexander Otto Stiftung unterstützt.
Das immersive, schulische Lernprogramm wurde in elf Sprachen für Pädagogen entwickelt, die es mit Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren einsetzen wollen. Es gibt Kindern die Möglichkeit, das Abenteuer des Segelns zu entdecken, indem sie an Bord der Malizia Seaexplorer Weltregatten verfolgen und verstehen können, wie die Gesundheit der Ozeane bedroht ist, wie Kohlendioxid (CO2) den Ozean schädigt und wie sie Teil der Lösung sein können.

Boris Herrmann x Olymp
Mit ihm hat der Bekleidungshersteller nicht nur einen mehrfach ausgezeichneten Berufs-Segelsportler an seiner Seite, der noch dazu als erster Deutscher an der berühmten Vendée Globe teilnahm, die als härteste Einhandregatta der Welt gilt und bei der er am 10. November 2024 erneut zur Weltumsegelung antreten wird. Mit „A Race We Must Win – Climate Action Now", der Mission des Teams Malizia für den Klimaschutz, schreibt sich Boris Herrmann selbst eine klare Nachhaltigkeitsbotschaft auf die Fahne und engagiert sich stark in der Kinder- und Jugendarbeit.

100 Prozent zertifizierte Bio-Baumwolle oder Bio-Leinen, Knöpfe aus Steinnuss und Nähgarne aus Baumwolle oder Zellulosefasern. „All Nature“ ist die Überschrift der ersten Kollektion von Boris Herrmann für den Bekleidungshersteller aus Bietigheim-Bissingen, die im April 2024 lanciert wurde. Hauptthema der siebenteiligen Kollektion – drei Hemden, zwei T-Shirts, ein Polo- und ein Sweatshirt – ist der Einsatz von natürlichen Materialien aus zertifizierten und nachwachsenden Rohstoffen. Dabei setzt Olymp erstmals auf den Global Organic Textile Standard (GOTS). Die Natur steht im Fokus aller Details und Komponenten der Produkte.
Dritte Kollektion im April 2025
Die einzelnen Kollektionsteile lassen sich flexibel miteinander kombinieren und bilden die Grundausstattung einer nachhaltigeren Garderobe, die mit wenigen Teilen auskommt, möglichst lange genutzt und um Kleidungsstücke aus den verschiedenen Kollektionen erweitert werden kann.
In der Kooperation mit Boris Herrmann sind mehrere Kapselkollektionen geplant. Sie widmen sich jeweils einer zentralen Herausforderung der Produktgestaltung und sind Teil des bereits im Herbst 2021 eingeführten Marken-eigenen Nachhaltigkeitslabels „Green Choice“. Damit kennzeichnet der Hersteller Produkte, die in besonderem Maße für ökologische Nachhaltigkeit stehen. Die Strategie beruht auf drei Säulen: dem Einsatz nachhaltigerer Materialien, einer umweltfreundlicheren Herstellung sowie einer nachhaltigeren Produktverpackung. Unabhängige Siegel wie GOTS, oder „Oeko-Tex Made in Green“ verifizieren das Engagement. Das erklärte Ziel der Marke ist, bis 2025 das gesamte Sortiment auf Green Choice umgestellt zu haben. Bereits heute erfüllen laut Olymp nahezu 80 Prozent des Sortiments diese Kriterien.
Weitere Infos
Team Malizia
Vendée Globe 2024
Global Organic Textile Standard GOTS