Energieeffizient am Werk
Vor ein paar Tagen wurde im Deutschen Bundestag erstmals über ein „Geothermiebeschleunigungsgesetz“ debattiert. Dieses soll den Ausbau erneuerbarer Energien anschieben. Geothermie, also die Nutzung von Erdwärme zur Energiegewinnung, stellt eine nahezu unerschöpfliche Ressource dar. Sie bietet großes Potenzial zur Klimatisierung von Gebäuden.
Ein prominentes Beispiel für den Einsatz von Geothermie in der Fertigung ist der Neubau der Uhrenmanufaktur A. Lange & Söhne in Glashütte, der eine der größten Geothermieanlagen Sachsens beherbergt. Die Entscheidung für diese Technologie unterstreicht die Bedeutung der Erdwärme im Kontext moderner und nachhaltiger Architektur.
Erdwärme in der Fertigung: A. Lange & Söhnes Vorzeigemodell
Der 2015 eingeweihte Manufakturbau der Uhrenmarke A. Lange & Söhne setzt nicht nur in architektonischer Hinsicht neue Maßstäbe, sondern ist auch ein Vorbild für umweltfreundliche Energieversorgung. Herzstück des Neubaus ist eine Geothermieanlage, die für die Heiz- und Kühlleistung des gesamten Gebäudekomplexes sorgt. Mit 55 Erdwärmesonden, die bis in 125 Meter Tiefe reichen, und zwei Wärmepumpen sichert das System ein optimales Raumklima für die anspruchsvolle Produktion hochwertiger Zeitmesser.
Die genutzte Erdwärme wird in einer der größten Anlagen dieser Art in Sachsen gespeichert und zur Regulierung der Gebäudetemperaturen verwendet. Besonders vorteilhaft ist der Einsatz im Sommer, wenn die Anlage zur Kühlung der Arbeitsräume beiträgt. Hier leistet das System eine beeindruckende Kühlleistung und sorgt auch bei hohen Außentemperaturen für ideale Bedingungen in den fast staubfreien Werkstätten der Uhrmacher.
CO2-freie Produktion mit grünem Strom und Geothermie
Der Neubau in Glashütte verkörpert den erklärten Anspruch der Manufaktur, Tradition mit Innovation zu verbinden. „Unser Ziel war es, ein modernes, energieeffizientes und ästhetisch anspruchsvolles Gebäude zu schaffen“, so Lange-CEO Wilhelm Schmid. Die Entscheidung für Geothermie spiegelt den Stellenwert wider, den das Unternehmen der Umweltverträglichkeit beimisst. Dank der Nutzung grüner Energie und der CO2-freien Produktion leistet der Neubau seinen Beitrag zum Klimaschutz.
Die nachhaltige Architektur umfasst zudem eine begehbare Doppelfassade, die zur natürlichen Klimatisierung beiträgt und gleichzeitig störungsfreie Rundgänge entlang der Arbeitsräume ermöglicht. Die Kombination aus modernster Technologie und umweltfreundlicher Bauweise macht den Neubau zu einem Vorzeigeprojekt in der Uhrenbranche und darüber hinaus.
Geothermie als Beitrag zum Klimaschutz
Während die Bundesregierung mit dem Geothermiebeschleunigungsgesetz den rechtlichen Rahmen für den Ausbau dieser Technologie schaffen will, liefert der Neubau von Lange & Söhne schon seit 2015 ein anschauliches Beispiel dafür, wie Geothermie in der Praxis genutzt werden kann, um umweltfreundliche und zukunftsorientierte Produktionsstätten zu schaffen.
Der Manufakturbau in Glashütte zeigt, wie traditionelle Handwerkskunst mit modernster Technologie und nachhaltigen Energiekonzepten in Einklang gebracht werden kann. Angesichts der aktuellen Entwicklungen und der verstärkten Förderung von Geothermie könnte dieses Beispiel Schule machen – nicht nur in der Uhrenbranche, sondern in vielen anderen Bereichen der Industrie.
Über A. Lange & Söhne
1845 von Ferdinand Adolph Lange in der Stadt Glashütte gegründet, hat sich die Manufaktur schnell als Pionierin der deutschen Feinuhrmacherei etabliert. Die Uhren des Hauses, geprägt durch technische Raffinesse und meisterhafte Handwerkskunst, sind weltweit begehrt und zählen zu den besten ihrer Art.
45 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der anschließenden Enteignung gelang dem Unternehmen 1990 unter der Führung von Walter Lange, dem Urenkel des Gründers, ein bemerkenswerter Neustart. Seither werden in der Manufaktur in Glashütte jedes Jahr nur wenige Tausend exklusive Armbanduhren hergestellt. Jedes Modell besitzt ein aufwendig von Hand dekoriertes und montiertes Uhrwerk, das eigens von Lange entwickelt wurde.
Mit ikonischen Zeitmessern wie der „Lange 1“, die als erste Serienarmbanduhr mit Großdatum aufwartete, und der innovativen „Zeitwerk“ mit einer exakt springenden Ziffernanzeige hat sich die Manufaktur einen festen Platz in der internationalen Haute Horlogerie erarbeitet. Die Marke setzt mit ihren insgesamt 71 Manufakturkalibern immer wieder neue Maßstäbe in der Uhrmacherei.
Mittlerweile ist die Marke A. Lange & Söhne Teil der Richemont-Gruppe, einem der weltweit führenden Luxusgüterkonzerne mit Sitz in der Schweiz. Richemont besitzt eine Reihe renommierter Marken in den Bereichen Uhren, Schmuck, Mode und Schreibgeräte, darunter Cartier, Van Cleef & Arpels, IWC, Jaeger-LeCoultre, Roger Dubuis, Panerai, Piaget, Vacheron Constantin, und Montblanc, Chloé und Net-à-Porter.