
Die Nonne, das Testament und ein Rosenkranz von Cartier

Weltpremiere in Cannes und eine Berliner Vorpremiere
Wes Andersons düstere Spionage-Tragikomödie Der phönizische Meisterstreich (The Phoenician Scheme) feierte am 15. Mai 2025 seine Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes und wird bereits als Favorit für die Goldene Palme gehandelt. Der Film startet am 29. Mai in den Kinos. Die exklusive Premierenfeier für Deutschland findet heute im Berliner Delphi Filmpalast statt.

Geheimnisse, Familiendynamik – und ein Rosenkranz
Wie gewohnt bleibt sich Wes Anderson treu – und überrascht seine Kenner dennoch. Der phönizische Meisterstreich ist ein weiterer Baustein in seinem typischen Kino-Kosmos: kunstvoll komponierte Bilder, symmetrische Kulissen, ein enigmatischer Plot – diesmal irgendwo zwischen Spionagethriller, Familiendrama und tragikomischer Verwechslung.
Im Zentrum steht die weitverzweigte dysfunktionale Familie Korda. Ihre Mitglieder sind in ein Netz aus Geheimnissen und verdeckten Identitäten verstrickt. Der Plot wird mit leicht ironischer Distanz erzählt, aber emotional aufgeladen. Wie schon in The Grand Budapest Hotel oder The French Dispatch entfaltet sich die Handlung in fein ziselierten Kammerspielen. Mit abrupten Tempowechseln, diversen Blickachsen und Anderson-typischen Brüchen in der Realität.

Ein Cast wie aus dem Cineasten-Traum
Die Besetzung liest sich wie ein Who’s Who internationaler Charakterdarsteller. Benicio del Toro verkörpert den zwielichtigen Patriarchen Zsa-Zsa Korda, Scarlett Johansson gibt dessen Cousine Hilda mit zurückgehaltener Ironie. Tom Hanks spielt Leland, einen Notar mit nebulösen Loyalitäten. Benedict Cumberbatch glänzt als Onkel Nubar – ein kultivierter Choleriker mit Vergangenheit. Rupert Friend liefert als spirituell suchender Ex-Popstar Excaliber Momente schräger Größe. Charlotte Gainsbourg erscheint als geheimnisvolle „erste Frau“. Und natürlich: Bill Murray – als pensionierter Spion mit beunruhigend guter Beobachtungsgabe.
Mia Threapleton (24) ist die Tochter von Kate Winslet und Regisseur Jim Threapleton. Sie eroberte das Publikum an der Croisette in ihrer bisher größten Rolle. Als Novizin Liesl, die plötzlich zur Alleinerbin eines Imperiums wird. Und damit im Mittelpunkt des moralischen und politischen Chaos steht.

Kino und Handwerkskunst, Symbolik und Stil
Leise, aber unübersehbar verknüpft ein einzigartiges Objekt mehrere Erzählebenen: ein Rosenkranz, entworfen von Cartier speziell für diese Produktion. Inspiriert von einem historischen Kreuzanhänger aus dem Jahr 1880 wurde das Juwel mit Rosenschliff-Diamanten, Rubinen und Smaragden neu interpretiert. Threapleton trägt es in ihrer Rolle als Schwester Liesl. Es taucht in mehreren Schlüsselszenen auf und fungiert als visuelles Leitmotiv – zwischen Glauben, Erinnerung und familiärem Vermächtnis.
Dass Cartier das kostbare Unikat nach Abschluss der Dreharbeiten in die hauseigene Sammlung aufnimmt, ist fast eine Nebenhandlung für sich. Eine leise Verschmelzung von Kino und Handwerk, Symbolik und Stil.


Foto: Julien Thomas Hamon


Ein Film zwischen Ordnung und innerem Aufruhr
Der phönizische Meisterstreich lässt sich schwer in klassische Genregrenzen einordnen. Zu verspielt für den Thriller, zu melancholisch für eine reine Komödie. Gerade diese Unschärfe ist seine Stärke. Anderson entwirft erneut eine Welt wie ein Uhrwerk – voller skurriler Mechanik, aber mit offenem Herzen. Der Rosenkranz von Cartier ist dabei nicht bloß ein Accessoire, sondern Symbol. Für Glaube, Herkunft, Schuld – oder einfach für den Versuch, Ordnung in ein Leben voller geheimer Agenden zu bringen.

Wes Anderson, der Architekt des Abseitigen
Kaum ein zeitgenössischer Regisseur hat sich eine so unverkennbare visuelle und erzählerische Handschrift bewahrt wie Wes Anderson. Seine Filme – darunter Moonrise Kingdom, The Grand Budapest Hotel oder Asteroid City – sind sorgfältig konstruierte Miniaturwelten, in denen Nostalgie, Melancholie und Komik sich zu einer eigenen Logik verdichten. Andersons Figuren sprechen oft, als würden sie sich selbst zitieren, seine Bilder wirken wie bewegte Kulissen eines verlorenen Zeitalters. The Phoenician Scheme reiht sich nahtlos in diese Welt ein. Der Film setzt aber neue Akzente: düsterer, politischer und emotionaler als viele seiner Vorgänger. Dass Anderson dabei zunehmend mit Elementen des Thrillers arbeitet, ohne seine Leichtigkeit zu verlieren, zeigt einmal mehr, wie durchlässig Genregrenzen in seinem Werk geworden sind.
Cartier und das Kino – glanzvolle Allianz
Cartiers Beziehung zur Filmwelt reicht weit zurück – nicht nur als Lieferant von Schmuck, sondern als diskreter Ausstatter von Leinwandlegenden. Schon in den 1920er-Jahren trug Rudolph Valentino eine Tank-Uhr von Cartier vor der Kamera, Audrey Hepburn, Gloria Swanson und Romy Schneider folgten. Zuletzt stattete das Haus Angelina Jolie in Maria mit Originalschmuck von Maria Callas aus. Doch Cartier bleibt nicht in der Vergangenheit stehen. In jüngerer Zeit arbeitet das Haus gezielt mit der nächsten Generation von Regiegrößen wie Sofia Coppola oder Alex Prager zusammen, um Erzählungen für neue Generationen mitzugestalten.
Als offizieller Partner der Internationalen Filmfestspiele von Venedig ist Cartier seit 2021 mit der Biennale di Venezia verbunden und unterstützt weiterhin das moderne Filmschaffen, insbesondere durch den jährlichen Cartier „Glory to the Filmmaker Award“, den Wes Anderson 2023 erhielt.
Weitere Infos:
Kinostart:
- Deutschland & Österreich: 29. Mai 2025
- Schweiz: 30. Mai 2025
Premierenfeier:
- 22. Mai 2025, Delphi Filmpalast, Berlin