
Unter der Glasur: Ihre Majestät
Die Porzellanmanufaktur Royal Copenhagen feiert in diesem Jahr ihr 250-jähriges Bestehen. Ein stolzes Alter. Gegründet wurde die Firma, wie der Name vermuten lässt, im Mai 1775 unter der Schirmherrschaft einer echten Königin: Juliane Marie von Braunschweig-Wolfenbüttel war die zweite Frau des dänischen Königs Friedrich V. und somit Königin von Dänemark und Norwegen. Gleich das erste Geschirrdesign, das „Musselmalet Gerippt Blau“ oder auch „Muster Nr. 1“ genannt, wurde ein Bestseller und inspirierte zahlreiche spätere Kreationen. Dieses allererste Service ist bis heute erhältlich. Also seit 250 Jahren!

Design von königlicher Hand
Für das aktuelle Jubiläum knüpfte das Porzellanhaus erneut royale Bande: Keine Geringere als Königin Margrethe gestaltete einen Geburtstagsbecher. Jasper Toron Nielsen, Kreativdirektor von Royal Copenhagen, erklärt im Interview die Hintergründe.
Im Gespräch mit Royal-Copenhagen-Kreativdirektor Jasper Toron Nielsen
Herr Toron Nielsen, Royal Copenhagen hat königliche Ursprünge und bringt nun zum Jubiläum eine Tasse mit königlichem Design heraus. Wie haben Sie die Königin davon überzeugt, dabei mitzumachen?
Jasper Toron Nielsen: Royal Copenhagen ist seit Jahrhunderten ein Eckpfeiler der dänischen Kultur. Ihre Majestät Königin Margrethe war sofort bereit. Für sie war es eine Referenz an das königliche Erbe der Firma.

Das Motiv der Jubiläumstasse ist ein Fisch
Genau. Diesen hat Ihre Majestät die Königin vor vielen Jahren in Frankreich erdacht und gemalt. Um den Dekor zu entwickeln, kam sie persönlich in unsere Fabrik und arbeitete eng mit einem unserer Blaumaler zusammen. Die Königin entschied sich übrigens für einen Thermobecher, weil dieser für mehrere Zwecke benutzt werden kann. Man kann aus ihm trinken, aber auch seine Pinsel darin aufbewahren.
Wissen Sie, ob die dänische Königsfamilie auch das Ur-Geschirr Musselmalet Gerippt Blau besitzt?
Wir glauben ja, aber wir können es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit behaupten. Jedoch ist uns bekannt, dass sie andere Kollektionen besitzt, wie „Mega Gerippt Blau“, „Flora“ und die „Star Fluted Christmas Collection“.

250 Jahre sind eine lange Zeit für ein Unternehmen wie auch für ein Produkt. Wie erhält man eine Firma so lange jung und ein traditionelles Design am Leben?
Es ist tatsächlich ziemlich außergewöhnlich, dass Musselmalet Gerippt Blau, das vor 250 Jahren erfunden wurde, heute noch relevant ist. Dass es uns noch immer gibt, verdanken wir diesem Muster. Das 18. Jahrhundert war der Höhepunkt der Blaumalerei in der Keramik. Zu dieser Zeit blickten die europäischen Porzellanmanufakturen nach China. Unser Gründer Frantz Heinrich Müller importierte von dort ein Chrysanthemen-Motiv und verfeinerte es zu diesem ultramarinfarbenen Muster.
Die weiß-blaue Farbkombination ist zwar nicht unbedingt typisch dänisch, aber das schlichte Design wurde dennoch zu einem integralen Bestandteil der nationalen Identität. Jeder hier kennt es. Das Porzellan wird über Generationen hinweg gesammelt, zu Hochzeiten verschenkt, zu Festtagen stolz präsentiert und innerhalb der Familien weitergegeben.

Auch bei Ihnen in der Familie?
Meine Mutter war eine begeisterte Sammlerin von Royal Copenhagen. Ich hatte das Glück, viele ihrer Fundstücke zu erben. Da sie ganz besondere Stücke in Antiquitätengeschäften kaufte, besitze ich sogar Einzelteile, die wir in unserer aktuellen Kollektion nicht mehr haben.

Ist der Klassiker auch heute noch der Bestseller?
Musselmalet Gerippt Blau gehört zwar immer noch zu den meistverkauften Kollektionen, aber wurde überholt von Musselmalet Gerippt Mega. Diese Kollektion haben wir im Jahr 2000 auf den Markt gebracht.
Sie haben für das Jubiläum einiges geplant. Was ist Ihr persönlicher Favorit für die anstehenden Feierlichkeiten?
Wir feiern das ganze Jahr über. Aber die größte Feier findet vom 18. bis 20. Juni in unserem Flagshipstore in Kopenhagen während der „3 Days of Design“ statt, wo wir eine immersive Ausstellung zu Ehren von 250 Jahren exquisiter Handwerkskunst, Design-Erbe und Innovation planen.

Sie sagen, dass das Porzellan Teil der dänischen Kultur geworden ist. Sind denn die Dänen auch schon im Jubiläumsfieber?
Oh ja. Wir bekommen gerade sehr viele Zuschriften, und auf den Social-Media-Kanälen feiern die Dänen mit uns. Die königliche Jubiläumstasse war bereits zwei Wochen nach der Lancierung komplett ausverkauft. Das sagt viel aus.
Was bedeutet dieses Jubiläum für das Unternehmen? Markieren die 250 Jahre auch den Beginn einer neuen Zukunft, und wie wird diese aussehen?
Es ist ein Meilenstein, den wir mit Stolz feiern. Unser Ziel ist nun, auf diesem Erbe aufzubauen, aber auch in neue Kategorien zu expandieren. Während wir die traditionelle Handmalerei fortführen wollen, werden wir künftig bei der Entwicklung neuer Formen vermehrt mit 3D-Druckern arbeiten. Und wir wollen noch im Jubiläumsjahr neue Materialien ins Sortiment aufnehmen. Zum Herbst hin wird es erstmals auch Glas und Textilien von Royal Copenhagen geben.
