Freitag, 13. Juni 2025
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Magazin für modernes Leben
Frau in blauer Tracht auf einem weißen Pferd, begleitet von mehreren Ziegen, in weiter Steppenlandschaft. Foto: Loro Piana
LORO-PIANA-INITIATIVE RESILIENT THREADS

Was bleibt, wenn man bleibt

In der ostmongolischen Steppe halten Hirten an ihrer Lebensweise fest – trotz extremer Winter, schwindender Ressourcen und klimatischem Druck. Seit Jahrzehnten bezieht Loro Piana aus der Region seinen Kaschmir. Nun stärkt das Unternehmen die lokale Gemeinschaft mit einem Programm, das Resilienz fördern, Biodiversität erhalten und gesundheitliche Versorgung sichern soll.
Foto: Loro Piana

In der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar hat das italienische Luxusmodeunternehmen Loro Piana, Teil der LVMH-Gruppe, ein neues, auf fünf Jahre angelegtes Programm vorgestellt.

Unter dem Titel „Resilient Threads“ will das Haus Kaschmir-Kooperativen, Hirtengemeinschaften und die empfindlichen Steppenökosysteme der Mongolei stärken. Die Initiative ist Teil eines langfristigen Engagements für biologische Vielfalt, Tierschutz und soziale Verantwortung – und knüpft an über 40 Jahre Erfahrung in der Region an.

Karge Hügellandschaft mit einer einzelnen Jurte in der flachen Ebene davor.
Eine einzelne Jurte – das traditionelle Rundzelt der Nomaden – steht in der offenen Landschaft vor einer Felsformation. Die mobile Lebensweise vieler Hirtenfamilien ist eng mit dem Rhythmus der Natur und dem Zustand der Weideflächen verknüpft.Foto: Loro Piana

Hirtenleben im Wandel: Bleiben unter Extrembedingungen

Loro Piana bezieht seit Jahrzehnten mongolischen Kaschmir und betreibt in Ulaanbaatar seine einzige Produktionsstätte außerhalb Italiens. Dort werden die feinen Fasern verarbeitet, in enger Zusammenarbeit mit lokalen Kooperativen und erfahrenen Hirten. Ziel ist es, deren überliefertes Wissen über die Fasergewinnung nicht nur zu bewahren, sondern auch weiterzugeben.

Älterer Mann in traditioneller blauer Kleidung hält ein weißes junges Ziegenkind im Arm und lächelt in die Kamera.
Hirtenkultur mit Herz: Die Beziehung zwischen Mensch und Tier ist eng – und oft lebensnotwendig. Die Aufzucht und Pflege der Tiere beginnt früh im Jahr und ist die Grundlage für die spätere Gewinnung von Kaschmirfasern.Foto: Loro Piana

Kaschmir aus der Mongolei: Eine fragile Herkunft

„Resilient Threads“ konzentriert sich auf fünf „Sums“, also Bezirke, in der besonders gefährdeten ostmongolischen Provinz Sükhbaatar. Die Region zählt zu den letzten intakten Grasland-Ökosystemen der Welt, ist jedoch zunehmend von klimatischen Extremen betroffen – insbesondere vom sogenannten „Dzud“, einem Phänomen extremer Winter, in denen Weideflächen unzugänglich werden, Wasser knapp ist und hohe Verluste beim Viehbestand ebenso wie gesundheitliche Folgen für die Menschen auftreten.

Vier Personen in traditioneller Kleidung sitzen nebeneinander in einer Jurte, mit Blick in die Kamera.
Generationen unter einem Dach: In vielen Hirtengemeinschaften werden Wissen, Verantwortung und Pflege der Tiere gemeinschaftlich getragen – oft über mehrere Generationen hinweg.Foto: Loro Piana

Fünf Sums, ein Ziel: Widerstandskraft aufbauen

Die Initiative von Loro Piana ist das Ergebnis zweijähriger Vorbereitung und wurde in enger Abstimmung mit lokalen Kooperativen und Hirten entwickelt. Fachlich begleitet wird das Projekt von der United Nations Convention to Combat Desertification (UNCCD), der Sustainable Fibre Alliance (SFA) und dem Odyssey Conservation Trust (OCT). Es basiert auf umfangreichen Studien zu klimabedingten Risiken und ist abgestimmt auf die nationalen Entwicklungsziele der Mongolei – in den Bereichen Wirtschaft, Klima, Biodiversität und soziale Gleichstellung. Von Anfang an waren Regierung, lokale Partner und Gemeinschaften in die Planung eingebunden.

Mann in traditioneller Kleidung sitzt in einer Jurte und hält eine junge Ziege im Arm. Der Raum ist bunt dekoriert.
Im Inneren der Jurte: Kaschmirproduktion ist eng mit familiären Strukturen, Ritualen und Alltag verbunden. Die Szene zeigt das enge Verhältnis zwischen Mensch und Tier – eingebettet in eine Wohnkultur, die Mobilität, Funktionalität und familiäre Nähe vereint.Foto: Loro Piana

One Health: Wenn Mensch, Tier und Umwelt zusammengehören

Im Zentrum des Programms steht ein ganzheitlicher „One Health“-Ansatz, der das Wohlergehen von Mensch, Tier und Umwelt als miteinander vernetzt begreift. Noch in diesem Jahr soll in der Mongolei ein mobiles One Health Hub eingerichtet werden, das mit Fahrzeugen auch entlegene Gebiete erreicht. Es wird unter anderem präventive Gesundheitsdienste, Impfkampagnen, Schulungen und Informationsangebote bereitstellen – in Abstimmung mit den Gesundheitsprogrammen der mongolischen Regierung.

Reiter auf einem braunen Pferd treibt eine große Herde dunkelbrauner Ziegen durch hügeliges Grasland.
Ziegenzucht als Lebensgrundlage: Die Kaschmirgewinnung beginnt mit der Pflege großer Herden – meist zu Pferd. Die saisonale Bewegung der Tiere folgt den Weidezyklen – doch extreme Wetterereignisse wie der Dzud machen diese Tradition zunehmend riskant. Foto: Loro Piana

Nachhaltige Partnerschaft statt kurzfristiger Beschaffung

Ergänzend wird ein Zentrum für biologische Vielfalt aufgebaut, das die Gesundheit des Weidelands fördern soll. Eine Saatgutbank wird Pflanzenarten kultivieren und schützen, die zentral für das ökologische Gleichgewicht der Region sind – etwa, indem sie Bodenerosion verhindern, medizinisch nutzbare Stoffe enthalten oder die Ernährungssicherheit und Einkommensdiversifizierung der Bevölkerung verbessern.

Nahaufnahme mehrerer hellbrauner Ziegen mit Hörnern, die direkt in die Kamera blicken.
Kaschmirziegen im Porträt: Ihr feines Unterhaar ist Ausgangspunkt für eines der edelsten Textilmaterialien der Welt.Foto: Loro Piana

Beziehungen fördern, lokale Kapazitäten stärken

Für Loro Piana ist die Qualität der Rohstoffe nicht nur ein Versprechen an den Markt, sondern Teil einer strategischen Haltung. Die Maison investiert gezielt in Regionen wie Peru, Neuseeland oder eben die Mongolei, um langfristige Beziehungen zu sichern und lokale Kapazitäten zu stärken. Die Partnerschaften mit den Beschaffungsgemeinschaften gelten als Grundlage für eine widerstandsfähige, nachhaltige Lieferkette – und sind integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie.

Weite Steppe mit grasbedecktem Boden und felsiger Hügelkette im Hintergrund, unter klarem Himmel.
Die ostmongolische Landschaft zwischen Weite, Trockenheit und rauem Terrain – ein Lebensraum im Wandel. Die Steppenregion zählt zu den letzten intakten Grasland-Ökosystemen der Erde – doch sie ist zunehmend von klimatischen Veränderungen betroffen. Foto: Loro Piana

Loro Piana in der Mongolei: Ein Projekt im Einklang mit LVMHs Umweltstrategie

„Resilient Threads“ steht im Einklang mit der Umweltstrategie „LIFE 360“ der LVMH-Gruppe, die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, bis 2030 fünf Millionen Hektar natürlicher Lebensräume wiederherzustellen. Zudem verpflichtet sich die Gruppe, keine Rohstoffe mehr aus Regionen zu beziehen, die von Abholzung oder Wüstenbildung bedroht sind. Das neue Programm ist ein konkretes Ergebnis dieses Engagements – partnerschaftlich entwickelt, vor Ort verankert, langfristig angelegt.

Über LIFE 360 – Die Umweltstrategie von LVMH

Mit der Initiative LIFE 360 (LVMH Initiatives For the Environment) hat der französische Luxuskonzern LVMH eine umfassende Umweltstrategie vorgelegt, die bis 2030 vier zentrale Ziele verfolgt: den Erhalt der Biodiversität, eine nachhaltige Materialbeschaffung, die Reduzierung von CO₂-Emissionen und die Förderung der Kreislaufwirtschaft.

Im Zentrum steht die Verpflichtung, keine Rohstoffe mehr aus Regionen zu beziehen, die durch Abholzung oder Wüstenbildung gefährdet sind. Stattdessen will der Konzern aktiv zur Wiederherstellung natürlicher Lebensräume beitragen. Insgesamt sollen bis 2030 weltweit fünf Millionen Hektar geschützt oder regeneriert werden.

Die Strategie versteht sich nicht nur als regulatorische Antwort auf den Klimawandel, sondern als Teil der Markenidentität der LVMH-Maisons. Umweltziele werden in die Produktentwicklung, Lieferketten und Partnerschaften integriert – in enger Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen und lokalen Akteuren.

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